Hamburg-Blankenese

Muss ja nicht gleich jeder hier ein Bankdirektor oder Chefredakteur sein: Auch für ganz normale Besucher ist das Viertel so angenehm wie ein italienisches Hafenstädtchen.

Es gibt Stadtviertel, die sich laufend neu erfinden wollen. Und es gibt Blankenese. Ein Ort wie in Stein gemeißelt, der jeder Veränderung trotzt. Darum tut sich der Hamburger so leicht mit der milden Verachtung, die er für seinen westlichsten Stadtteil empfindet, der an der Hansestadt hängt wie eine Spinne am Faden: zu reich, zu etepetete, zu standesdünkelhaft.

Blankeneser Frauen nennt er »Eisente« oder »Elbschnecke« – wegen ihrer generationsübergreifenden Vorliebe für dunkelblaue Twinsets und Perlenketten, Männer unter 40 bezeichnet er als »Schnösel«, über 40 als »Pfeffersack«. Hier wohnen mehr Eigentümer als Mieter, die Immobilienpreise liegen bei undemokratischen 5000 Euro pro Quadratmeter. Dabei war Blankenese einst die Heimat der Fischer. Weil ihr Navigationssystem offenbar nur auf See funktionierte, bauten sie sich ihre Häuser unkoordiniert in die steilen Hänge des Elbufers. Hingeschüttet wie Legosteine – mit einem Irrgarten enger Gässchen. Doch man muss im Treppenviertel nur einmal unter Baumdächern spazieren und vergisst auf der Stelle alle Vorurteile: Hier sieht Blankenese nicht schnöselig aus, eher mediterran wie ein Dorf am Mittelmeer. Unten an der Elbe angekommen, wird man mit feinem Sandstrand belohnt. Den mögen an freien Tagen auch – psst! – alle anderen Hamburger.

(1) Zehn Zimmer, fünf Sterne: Hotel Süllberg, Süllbergsterrasse 12, Tel. 040/866 25 20, DZ ab 190 Euro, www.suellberg-hamburg.de.
(2) Kuchen und Pies – alles bio: Lühmanns Teestube, Blankeneser Landstr. 29, Tel. 86 34 42, www.luehmanns-teestube.de.
(3) Guter Imbiss am Elbstrand: Bei Inge & Peter, Falkensteiner Ufer 54.
(4) Witthüs, Café, Restaurant, Elbchaussee 449a, Tel. 86 01 73, www.witthues.com.
(5) Wochenmarkt Blankenese, Blankeneser Bahnhofstr. 31a, Di., Fr., Sa.
Spaziergänge: Strandweg, Baurs Park,
(6) Wilmans Park Nr. 17, gehörte Lagerfeld.