Das Beste aus aller Welt

Was bleibt für Felix Baumgartner nach seinem Rekordsprung zu tun? Dasselbe nochmal, bloß ohne Fallschirm? Unser Autor hätte ein paar Vorschläge.


Dieser Sprung des Österreichers Baumgartner aus 39 Kilometer Höhe, hinunter nach New Mexico – mir lässt das keine Ruhe. Als der Mann vom Himmel fiel, saßen wir vor dem Fernseher. Paola, meine Frau, sagte, Baumgartner tue ihr irgendwie leid: Was für ein Aufwand, um ein bisschen glücklich zu sein! 

Ich wandte ein: Bevor einer überhaupt nicht glücklich ist, soll er doch aus einer Kapsel in der Stratosphäre hüpfen! Außerdem verdankt die Menschheit ihre großen Momente nur allergrößten Neurotikern. Wenn es Mozart zum Glücklichsein gereicht hätte, im Schatten eines Apfelbaums zu sitzen und dem Gesumm der Bienen zu lauschen, müsste sich die österreichische Fremdenverkehrsindustrie nach etwas anderem umschauen. Wobei ich Baumgartner nicht mit Mozart vergleichen möchte. Andererseits sind beide in Salzburg zur Welt gekommen, und es würde einen nicht wundern, gäbe es dort bald kleine Nougat-Fallschirme zu kaufen. Oder Überschall-Marzipan. Was aber wird nun aus Felix Baumgartner? Er sagt, er wolle aufhören mit dem Extremsport. Aber bisher ging’s immer aufwärts mit ihm, zuerst sprang er von Schornsteinen, dann von Hochhäusern, jetzt kam er vom Rand der Welt herunter, bitte, wo sind die Steigerungsmöglichkeiten? Er ist 43, der Mann kann nicht den Rest seines Lebens mit Dia-Vorträgen verbringen. Oder Hubschrauberpilot sein.

Denkbar wäre: Er schließt einen Werbevertrag mit einem Matratzenhaus, springt ohne Fallschirm aus seiner Kapsel, landet auf einer riesigen, superweichen Viscoelastik-Taschenfederkern-Kaltschaum-Sieben-Zonen-Matratze und schläft dort sofort ein. Oder er hüpft auf ein Trampolin, welches ihn wieder emporschleudert, hinauf zu einem exakt über Österreich an der Mondsichel aufgehängten Trapez, von dem aus er, mit anschließendem hundertfachen Salto, von Europa nach Amerika hinüberschwingt, wo ihn Arnold Schwarzenegger auffängt. Oder er spläscht in den Ozean und taucht sofort weiter in den Marianengraben, an den tiefsten Punkt der Meere.

Und wie wäre es, man bohrte ein tiefes Loch in die Erde? Baumgartner müsste aus 39 Kilometer Höhe genau dieses Loch treffen, sodass er seinen Rekord noch überbieten könnte, weil eben dieser kilometertiefe Schacht noch hinzukäme. Wäre es nicht überhaupt möglich, die Erde komplett zu durchlochen, und B. sauste einmal ganz durch den Globus hindurch? Der erste Erddurchquerer. Am anderen Ende des Lochs könnte sich ein riesiger Gong befinden, damit es auch jeder auf dem Erdball hört, wenn Felix mit seinem Helm glücklich dagegenschlägt. Oder sollte er lieber in eine Riesenwand aus Getränkedosen fliegen und sie zum Einsturz bringen, wie es ähnlich in den Buden auf dem Oktoberfest geschieht, wo man Bälle auf Dosen wirft?

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Übrigens kann ich auch nicht vergessen, dass vor zwei Wochen der Moderator während der Übertragung von Baumgartners Sprung fragte, warum der Superspringer nicht von Österreich aus starte. Antwort der anwesenden Experten: Es sei zu schwierig, in Österreich die vielen Genehmigungen für ein solches Projekt einzuholen. Und das Wetter sei nicht immer schön genug. Außerdem müsste man beim Herunterkommen auch in Österreich landen. So ein kleines Land sei schwer zu treffen.

Aber wie wäre es, man würde mal ganz Österreich an einem Ballon zum Himmel schweben lassen, 39 Kilometer hoch? Und dann würde man es einfach fallen lassen – das erste Land, das Überschallgeschwindigkeit erreicht! Landen müsste es natürlich im Ozean, da wäre Platz genug. Österreich wäre dann eine Insel, Salzburg läge am Meer. Wir könnten uns vom Skifahren am Strand ausruhen, natürlich nur für kurze Zeit, denn das Loch, das Ö. mitten in Europa hinterließe, müsste wieder gestopft werden. Also würde Austria an Helikoptern schwebend wieder herbeigebracht, seine eigene Lücke passgenau schließend, ein weit gereistes, weltberühmtes und sicher außerordentlich glückliches Land.

Illustration: Dirk Schmidt