Schnüffeln für die Polizei

Fly war der erste Vermisstensuchhund Deutschlands und sprang kürzlich noch von einer Drehleiter in ein brennendes Haus. Jetzt musste sie in Rente – woran ihr Hundeführer genauso zu knabbern hat wie sie selbst.

Fly musste in Rente. Taub. Auf einmal, November 2016. Fraß weiter, wenn Schmidt sie rief. Die will schnüffeln. Die ist fit. Aber ohne Gehör ist es zu gefährlich, sie muss die Kommandos hören und die Gefahr. So einen Hund findet er nie wieder.

So aufgeschlossen, lieb, arbeitsfreudig. Ist nicht fair. Die will aus dem Zwinger im Auto. Und Schorschle, Schmidts zweiter Diensthund, ein Beagle mit Gewichtsproblemen, sieben Jahre, darf daneben aus seinem Zwinger, dabei geht es dem nur um die Leberwurst danach. Schorschle ist Personensuchhund. Gib ihm eine Jacke, und er sucht den Mann, der sie trug, und zeigt an, wo der gelaufen ist, auch ein halbes Jahr später. Oft endet die Spur am Bus. Im Fluss. Oder Schorschle muss für das Gericht nachweisen, dass jemand dort oder dort war. Leute findet Schorschle selten.

Aber Fly, dieser Straßenmischling, dieser sibirische Bärenbeißer, wie Schmidt sie nennt, ist auf Menschen geprägt. Die will Leute finden und spielen und toben, so trainiert man das: Such einen Menschen, dann wirft der deinen Ball. Fly, die Schmidt, der Schwabe, mitbrachte, als er vor mehr als zehn Jahren nach Sachsen kam, weil er raus wollte, war der erste Polizei-Vermisstensuchhund Deutschlands. Nur Sachsen leistete sich damals Vermisstensuchhunde, die anderen Bundesländer brauchen Hilfe von Ehrenamtlichen.

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Schorschle, sieben Jahre alt, ist ein Personensuchhund: Er schnüffelt nach einem Individualgeruch, nicht wie seine Kollegin Fly nach menschlichen Spuren.

Ein Vermisstensuchhund sucht keine bestimmte Person, sondern ein bestimmtes Gebiet nach Menschen ab. Pilzsammler. Entführte. Abgehauene. Fly hat auf ihren gut 500 Einsätzen mehr Leichen als Lebende entdeckt. War ganz irritiert. Warum spielt der nicht, sagte ihr Blick. Sie waren bei allen großen Fällen dabei, auch im Ausland. Beim letzten Einsatz sprang Fly von einer Drehleiter in ein brennendes Haus. Schmidt sagte: Wo isser? Such und hilf, Fly! So eine kannst du nicht zu Hause bei Rantanplan lassen, dem dritten Hund, mit dem Schmidt allein zusammenwohnt, der aber für den Dienst nicht geeignet ist und den Garten bewacht.

Also nimmt Schmidt Fly mit an ihren gewohnten Arbeitsplatz, in die Diensthundeschule Klipphausen, wo auch Leichen- und Rauschgiftspürhunde bereitstehen. Manchmal versteckt er ihren Ball, damit sie was zu tun hat. Hundeführer haben immer zwei Tiere. Schmidt möchte einen neuen Diensthund. Es ist noch nicht entschieden. Schmidt weiß, warum. Fünf Jahre. Dann muss auch er in Rente.

Fotos: Jörg Brüggemann