Sollte ich einschreiten, wenn Kinder Passanten mit Wasser übergießen?

Das fragt sich ein Leser, der das Treiben als Nachbar beobachtet. Brüllen und Petzen möchte er nicht. Johanna Adorján hat einen cleveren Rat.

    Illustration: Serge Bloch

    »Fast jeden Abend beobachte ich, wie zwei Kinder (ungefähr 7 und 12 Jahre) aus dem Haus schräg gegenüber Wasser vom Balkon auf Passanten schütten. Ich spreche nicht von einem kleinen Schauer, sondern von mehreren Litern Wasser, die mit Wucht auf die Köpfe herunterstürzen. Da für mich Petzen ausgeschlossen ist (ich war selber ein freches Kind), wollte ich gerne wissen, was ich tun soll. Die Kinder von meinem Balkon aus zur Rede zu stellen, käme bei der Entfernung einem Anbrüllen gleich und würde die ganze Nachbarschaft darauf aufmerksam machen. Oder einfach ignorieren und warten, bis einer der Passanten nass bis auf die Unterhose hochrennt und die Eltern konfrontiert?« Roman C., München

    Es ist wirklich sehr schade, dass Sie nicht verraten, um welche Münchner Straße es sich handelt, auf dass wir in Zukunft alle einen großen Bogen um sie machen können, und ich bin direkt wahnsinnig erleichtert, in Berlin zu wohnen, wo so etwas natürlich nie vorkäme. In Berlin weiß man sich bekanntlich zu benehmen. Es ehrt Sie jedenfalls, dass Sie diese Kinder nicht verpetzen wollen. Und es hat auch etwas sehr Sympathisches, dass Sie sich offenbar noch an Ihre eigene Kindheit erinnern und daran, wie viel Spaß es gebracht hat, andere vom Balkon aus nass zu machen, ohne dass sich dabei das geringste schlechte Gewissen regte und einem die ganze Freude an der schönen Sauerei verdarb. Einfach weil man konnte. Weil man ja Kind war.

    Vom Rüberbrüllen möchte man Ihnen tatsächlich abraten, denn: Was würde das bringen? Sie würden einfach hysterisch wirken, und dass die Kinder, sollten diese sie im Straßenlärm überhaupt verstehen, sich daraufhin anders verhalten, scheint ausgeschlossen, zumal die beiden ja mit beträchtlicher Energie an ihr frevelhaftes Werk gehen. Die andere von Ihnen genannte Möglichkeit, also ignorieren und warten, bis ein anderer die Sache regelt, praktizieren Sie bereits. Bisher offenbar ohne Erfolg.

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    Lassen Sie uns zunächst noch mal festhalten, worum es Ihnen geht. Zum einen wollen Sie die Kinder vor dem möglichen Elternzorn schützen und nicht für eine etwaige Bestrafung der Auslöser sein. Zum anderen möchten Sie arglos vorbeikommende Passanten vor den auf sie herabstürzenden Wassermassen bewahren. Warum stellen Sie dann nicht an strategisch klugen Stellen auf dem Bürgersteig Schilder auf, die vor mit sehr viel Wasser spielenden Kindern warnen? Verzeihen Sie, falls Ihnen dieser Rat zu pragmatisch sein sollte, aber damit hätten Sie auf einen Streich alles erreicht, um was es Ihnen geht.