Gibt es eigentlich eine andere menschliche Tätigkeit außer Sex, für die es so viele Umschreibungen gibt? Menschen schlafen miteinander, vögeln, ficken, kopulieren, steigen zusammen in die Kiste, befriedigen einander oder mal ganz sachlich gesagt: Sie üben den Geschlechtsverkehr aus. Wie nun jemand über Sex spricht, lässt schon allein in der Wortwahl tief blicken. Der behördliche Typ schiebt eine Nummer, der folkloristische Typ schnackselt, was einen eher an Almauftrieb und den Geißenpeter erinnert als an einen ernsthaften Liebhaber. Wer dagegen poppt oder bumst, verspricht ein geräuschvolles Sexleben, diejenigen, die bohnern und nageln, verweisen dagegen eher auf ihr rein handwerkliches Vermögen. Während jemand, der nur Liebe machen will, wohl einen wahren Blümchen-Sex erhoffen lässt.

Aber so eloquent unser Liebesleben beschrieben wird, so schwer tut man sich dann doch mit der Sprache, wenn es so weit ist. Soll man nun den anderen fragen, ob man ihn vernaschen, aufs Kreuz legen oder mit ihm nur mal ins Bett gehen darf? Da kann man einiges falsch machen. Schlimmer noch ist aber die Sprachgewalt während des Sex. Da gibt es die Dirty Talker, bei denen man sich so vorkommt wie in einem Pornofilm ohne Filmspur. Oder die Geschichtenerzähler, die dem anderen ihre Fantasien ins Ohr flüstern, in der Art: "Ich stell mir nun vor, ich bin in einem Schwimmbad und liege im Pool, du gehst am Beckenrand vorbei, trägst Flip-Flops..."
Bis es dann so richtig spannend wird, ist der andere meist schon eingeschlafen – was dann der eigentlichen Bedeutung des miteinander Schlafens doch am nächsten kommt.

Und dann: Was sagt man, nachdem man jemanden abgeschleppt, begattet, umgelegt und den Akt vollzogen hat? Da gibt es die Nachfrager (War ich gut?), die Bestätiger (Das war unendlich gut!) und die Schweiger (?). Es gibt ja die These, dass diejenigen, die über Sex reden, am wenigsten Sex haben. Das glaube ich nicht ganz. Über Sex zu reden ist einfach nur deshalb sehr komisch, weil es fast niemand so richtig kann. Die sprachliche Anlehnung an die Tierwelt, ans Handwerk oder die Esskultur kann jedenfalls zu einigen Missverständnissen führen. Als eine Freundin mal zu mir meinte, "der Michael hat dann bei mir reingeleuchtet", ging ich tatsächlich kurz von einem elektrischen Problem bei einer ihrer Wohnungslampen aus.