Die Traumfrau

Nein, nicht alle reichen Russinnen sind ordinär. Daria "Dasha" Zhukova, die Freundin von Roman Abramowitsch, ist, jawohl: extraordinaire.

Ein Foto von einer Party in St. Petersburg: Es zeigt Daria Zhukova, umringt von hellblonden russischen Partymädchen in Leopardenkleidern. Unter ihnen sticht Zhukova mit ihren ungefärbten Haaren und ihrem reduzierten, eleganten Kleidungsstil heraus wie eine toskanische Pferdezüchterin. Das war vor fünf Jahren, und schon damals konnte man sie jagen mit überladenen Accessoires wie den notorischen Versace-Mustern, die seit den Neunzigerjahren von Bettdecken oder Desserttellern der zu schnell zu reich gewordenen russischen Elite starren.

Inzwischen ist Daria »Dasha« Zhukova 27 Jahre alt, Chefin eines Modelabels, Kunsthallen-Gründerin und Freundin von Milliardär Roman Abramowitsch. Sie und ihre Freundinnen, das Topmodel Natalia Vodianova oder die Verlagschefin Polina Deripaska, werden für ihre Karrieren und ihren Stil von jungen Russinnen bewundert. »Anders als ihre Väter müssen sie sich, 17 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion, nicht mehr in dubiose Deals verstricken, um voranzukommen«, sagt ein bekannter Moskauer Journalist. Die Tochter eines Ölhändlers und einer Molekularbiologin wuchs in den USA auf, wohin sie im Alter von neun Jahren nach der Trennung der Eltern mit ihrer Mutter gezogen war. Die Mutter schickte Dasha auf die besten Schulen, in der Hoffnung, dass ihr das später in Russland nützen könnte – und sei es nur, um der jungen Generation einen dezenteren Stil zu verpassen.

Zhukovas Modelabel »Kova & T«, gegründet mit Freundin Christina Tang, wirkt denn auch wie der Abgesang auf den Post-Sowjet-Schick. Um die Kaschmir-Cardigans und die schmalen Jeans von »Kova & T«, eine Kurzform für Zhukova & Tang, reißen sich Frauen weltweit. Wer das Glück hat, eine der sagenhaften schwarzen Latex-Leggins des Labels ergattert zu haben, muss aufpassen, nicht von einer eifersüchtigen Moderedakteurin überfallen zu werden.

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Dasha studierte Homöopathie in London, doch das ruhige Studentenleben war dahin, als 2006 ihre Beziehung zu dem damals noch verheirateten
Abramowitsch bekannt wurde. Die beiden hatten sich auf einer Silvesterparty in Frankreich kennengelernt. Sie war die schöne Neue, die irgendetwas mit Gesundheit studierte und derentwegen der Milliardär plötzlich Akupunktur-Nadeln im Arm trug.

An diesem Image hat sich bis heute nichts geändert: Noch immer fällt Dasha nicht mit Londons Party-Girls bekokst aus Limousinen. Als sie aber im Monatstakt edle »Kova & T«-Partys veranstaltete und zuletzt ihre eigene Kunsthalle in einer alten Moskauer Busgarage eröffnete, klammerten sich alle nur noch sprachlos an ihre Champagnergläser.

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: Dasha kauft ein - für 120 Millionen Dollar.)

Die Medien bejubelten sie nun als Modeexpertin und Kunstmäzenin –
dass sie auch die Frau an Abramowitschs Seite ist, interessierte nur noch nebenbei. Der wiederum schrumpfte fast zum Schoßhund und lauschte den Eröffnungsreden, die seine fast 15 Jahre jüngere Freundin mal auf Russisch, mal in perfektem Englisch mit L.A.-Akzent hielt.

Doch für ihr »Garage Centre for Contemporary Culture« erntete sie auch Kritik. Zhukova habe vielleicht wertvolle Kontakte zur Kunstwelt, doch ihre Kommentare über Kunst klängen wie aus dem Tussi-Film Clueless. »Andererseits ist es toll, dass sie ihr Geld in eine kulturelle Institution steckt und Moskau damit in der Kunstszene auf den Plan bringt«, sagt John Varoli, amerikanischer Kunstkorrespondent aus Moskau für das Medienunternehmen Bloomberg. »Immerhin könnte sie auch den ganzen Tag auf Romans Yacht herumschaukeln und nichts tun.«

Derzeit spekuliert die Kunstwelt, ob auch Abramowitschs neu erwachtes kulturelles Interesse zum Großteil Dashas Werk ist. Nachdem das Paar mit einer Kunstberaterin über die Art Basel geschlendert war, ersteigerte er für sensationelle 120 Millionen Dollar einen Francis Bacon und einen Lucian Freud.

Vielleicht ist ihm aber auch von allein klar geworden: Einen britischen Fußballverein und monströse Yachten zu besitzen ist in Milliardärskreisen cool. Eine Busgarage aus den Zwanzigerjahren in ein Zentrum für zeitgenössische Kunst zu verwandeln und Latex-Leggins zu entwerfen ist cooler.

Foto: afp