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Das Thema »Hund und Macht«, viele Jahre wenig im Vordergrund, gewinnt an Interesse. Barack Obama hat alle wichtigen Positionen um sich herum besetzt, vom Stabschef bis zur Außenministerin. Aber wen wird er als Hund ins Weiße Haus berufen? Wer wird First Dog?

Stanley Coren, Autor von Hunde, die Geschichte schrieben, schätzt, dass bisher 230 Hunde im Weißen Haus lebten, bei 43 Präsidenten, von denen aber der erste, George Washington, nicht im Weißen Haus regierte, weil es noch nicht gebaut war. Washington war jedoch der größte Hundefreund im Amt, er züchtete sogar Hunde; die Rasse American Foxhound verdankt ihm ihre Existenz. Wenn ich’s recht sehe, war der einzige Präsident, der im Weißen Haus keinen Hund hielt, Abraham Lincoln. Dabei hatte er einen Hund, Fido hieß er. Aber Lincolns Frau wollte nicht, dass er mit nach Washington zog, er werde die Teppiche im Amtssitz beschmutzen, die kein Privatbesitz seien – das gehe nicht. Also blieb Fido in Illinois, Lincolns Heimat: ein großer gelber Hund, der seltsamerweise wie sein Herr ermordet wurde, ein Jahr nach ihm, 1866. Fido hatte einen schlafenden Betrunkenen entdeckt und an ihm geschnüffelt. Der Mann wachte auf, geriet in Panik und stach den Hund nieder. Hunde sind gut für die Propaganda, deshalb haben unsympathische Präsidenten immer Hunde gehabt, auch wenn sie die Tiere nicht mochten. Nixon kandidierte 1952 für die Vizepräsidentschaft unter Eisenhower, als er sich mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert sah; er rettete sich mit einer Rede, in der er behauptete, das einzige Geschenk, das er je angenommen habe, sei ein Cockerspaniel namens Checkers gewesen. Auch den behalte er nur, um seiner Tochter nicht das Herz zu brechen. Die Leute weinten gerührt und wählten ihn. Herbert Hoover, ein Technokrat, verdankte seine Wahl 1928 auch Fotos, die ihn gemeinsam mit Schäferhund King Tut zeigten. Tut wurde dann während der Wirtschaftskrise depressiv, fraß nicht mehr, starb. Und Hoover? Wurde nicht wiedergewählt.

Hunde sind Tiere, die sich einordnen, Rudelwesen. Deswegen sind Katzen selten im Zentrum der Macht. Um so erstaunlicher, dass manche US-Präsidenten nicht Alphatier genug waren, ihren Hund in Schach zu halten. Reagan hatte einen Bouvier (Hunde, mit denen man Rinder hütet), der versuchte in Ermangelung von Kühen den Präsidenten zu treiben, schnappte nach seinen Füßen und biss ihn in den Hintern, was ihm die Versetzung auf Reagans Ranch in Kalifornien eintrug.Übrigens war Napoleon Hundehasser, obwohl ihm bei der Rückkehr aus Elba ein Neufundländer das Leben rettete. Er war ins Wasser gefallen, als Nichtschwimmer – der Hund zog ihn heraus. Aber Josephine, seine erste Frau, hatte einen Mops, der durfte in ihrem Bett schlafen. Wo sich in der Hochzeitsnacht auch Napoleon aufhielt. Was wiederum dem Mops missfiel. Weshalb er seine Zähne in des Empereurs Wade grub. Aus Rache erließ der ein Gesetz, das Franzosen verbot, Hunde Napoleon zu nennen.

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Interessant, dass deutsche Politiker sich selten mit Hunden zeigen, es wird im Tiefsten an Hitlers Posieren mit Blondie liegen. Bismarck war noch ein Freund der Doggen, eine namens Tyras warf den russischen Premier Gortschakow zu Boden, als er zu Besuch weilte, was den Mann versöhnlich gestimmt haben soll. (Übrigens hat Theodore Roosevelts Bullterrier Pete den französischen Botschafter durch die Flure des Weißen Hauses gehetzt, und ein Schäferhund namens Major, der Franklin D. Roosevelt gehörte, zerfetzte fachkundig das Beinkleid des britischen Premiers MacDonald.)Drei Jahre ist es her, dass Edmund Stoiber erklärte, er leide »wie ein Hund« darunter, dass er der CSU Schaden zugefügt habe, so die Angst äußernd, vom Parteirudel verstoßen zu werden. »Ich liebe die Hunde, sie lassen es einem nie vergelten, dass man ihnen Übles getan hat«, schrieb der alte Bismarck. Bei aller Nähe von Hund und Politik, da sind Parteifreunde eben anders.

Illustration: Dirk Schmidt