O - Oesterreich

Nichts trennt Österreicher und Deutsche so sehr wie die gemeinsame Sprache. Das gilt auch in Liebesdingen. Zwei Versionen einer Männerschwärmerei.

So a fesche Kåtz! Damit hätt da Kurt ned grechnet. Ned då. Ned heit. De Frau hat a Mördag’stö und hat si auf’gmascherlt wia a Punschkrapferl. Dazu urscheene Augn. So lahnt sie an der Budl in seim Lieblingsbeisl. De würd i gern vagenußzwerg’ln, denkt si da Kurt. De scheint jå ois andere ois a fade Nogg’n zu sein. Aber wia mit ihr anbandln? Vielleicht hilft sei Anserschmäh: „Küss de Hand, gnä’ Frau. Ihre Augen san so blau!“ Aber auf amoi is da Kurt wieda recht gschamig. Ganz wualad wuzlt er si nu ane. De unbekannte Schöne kudert leise. Soll er glei in de Hapfn mit ihr und ohne vü Tamtam budern? Na, nur net hudeln, denkt si da Kurt. Vielleicht zerscht a L’amour’hatscha? Auf jedn Fåll muss er aufpassn wia a Haftlmacher, dass er ned wieda an Schas baut. So wia damals mit da Trude. Hiazt peckt er jedn Monat Beidlsteia. Då muss er biezln, waun er nur dran denkt: Trude, de Bißgurn! Mit da Frau vis-à-vis an der Budl is des ganz wås anders. Er könnt sie ollawäu abschnudeln. Aber: Wås måcht der Hawara neben seina Traumfrau? Is sie am End sei Tschetti? Wurscht. Sie haun si eh gråd überd’ Heisa. Aus da Tram. Schåd, leida wieda nur so a Flitscherl, denkt si da Kurt und holt si nu an Weißn Spritza.
  So eine schöne Frau! Damit hatte Kurt nicht gerechnet. Nicht hier. Nicht heute. Diese Frau hat eine Hammerfigur und hat sich nach allen Regeln der Kunst aufgebrezelt. Dazu diese unglaublich schönen Augen. So lehnt sie an der Theke in seiner Lieblingskneipe. Die würde ich gerne vernaschen, denkt sich Kurt. Sie scheint ja alles andere als langweilig zu sein. Aber wie an sie rankommen? Vielleicht hilft sein Lieblingsanmachspruch: „Küss die Hand, gnädige Frau. Ihre Augen sind so blau!“ Aber auf einmal ist Kurt wieder sehr schüchtern. Ganz nervös dreht er sich noch eine Zigarette. Die unbekannte Schöne kichert leise. Soll er gleich mit ihr ins Bett und ohne viel Getue mit ihr schlafen? Nein, nur nichts überstürzen, denkt sich Kurt. Vielleicht vorher noch zu einem langsamen Lied tanzen. Auf jeden Fall muss er besonders aufpassen, dass er nicht wieder Blödsinn macht. So wie damals mit der Trude. Nun zahlt er jeden Monat Alimente. Er wird zornig, wenn er nur daran denkt: Trude, diese streitsüchtige Frau! Mit der Frau gegenüber an der Bar ist das ganz was anderes. Er könnte sie pausenlos liebkosen. Aber: Was macht plötzlich dieser Typ neben seiner Traumfrau? Ist sie etwa seine Freundin? Egal. Sie sind schon zur Tür raus. Aus der Traum. Schade, leider wieder nur so ein Flittchen, denkt sich Kurt und holt sich noch eine Weißweinschorle.