A 40: Lebensader des Ruhrgebiets

Fotografie hat im SZ-Magazin schon immer eine herausragende Stellung eingenommen. Daher stellen wir Ihnen hier junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Sebastian Mölleken hat das Leben an der A 40 dokumentiert.

    Name: Sebastian Mölleken
    Geboren: 1979
    Ausbildung: FH Dortmund
    Website: www.moelleken-fotografie.de

    Herr Mölleken, Autobahnen haben per se erst mal eher wenig Interessantes an sich. Wie kamen Sie auf die Idee, ausgerechnet dort zu fotografieren?
    Sebastian Mölleken: Ich komme mitten aus dem Ruhrgebiet und wohne in Oberhausen. Ich habe die Straße täglich genutzt, um zur Schule oder später zur Arbeit zu fahren. Die A 40 verbindet vieles im Ruhrgebiet und wird nicht umsonst "Lebensader" genannt. Bei meinen Fahrten habe ich mich immer gefragt, wie die Menschen an der A 40 leben. Man sieht von der Fahrbahn aus wenig, muss also hinter die Schallschutzmauern blicken.

    Wie gehen die Menschen nahe der Autobahn mit dem schlechten Ansehen ihres Wohnortes um? Fallen da so Standardsätze wie: „Man gewöhnt sich an den Lärm“ oder „Unterm Windrad wohnen, ist viel schlimmer.“
    Ja, im Prinzip schon. Erstaunlich war aber für mich zu sehen, dass es für viele gar kein Thema  mehr ist, an der Autobahn zu leben. Ich habe Leute getroffen, die dort seelenruhig sitzen, ihre Zeitung lesen und Kaffee trinken. Für mich waren da manche Situationen echt skurril.

    Worauf haben Sie bei den Aufnahmen wert gelegt?

    Bei den Porträts war mir wichtig, dass die Bilder immer sehr reduziert sind und denselben neutralen Hintergrund, immer dasselbe Licht haben. Mir war es wichtig, den Menschen an sich in den Vordergrund zu stellen. Der Stil der Porträts sollte sich in den Landschaften fortsetzen: Einerseits passt der Stil zu der Tristesse entlang der A 40, anderseits lag es auch an der Zeit im Winter. Ich plane jetzt vielleicht eine Fortsetzung im Sommer, in der Landschaft und Menschen sommerlicher aussehen, zum Beispiel mit Sonnenbrille in den Haaren oder Bauarbeiter, die in der Hitze mit nacktem Oberkörper rumlaufen.

    Es gibt ja noch andere auf den ersten Blick triste Orte in Deutschland.
    Werden Sie demnächst Bahntrassen und Flughafenumgebungen fotografieren?

    Grundsätzlich bin ich immer unterwegs und fotografiere. Bahntrassen und Flughäfen könnten vom Inhalt her passen. Ich nehme mir aber selten ein Motiv vor. Bei diesem Projekt habe ich auf der A 40 einfach jede Ausfahrt genommen, fast jeden Kilometer abgeklappert und bin nur zu einigen wenigen Orten zweimal gefahren.
    (Interview: Nicolai Helling)