Eins plus eins gibt drei

Fotografie hat im SZ-Magazin schon immer eine herausragende Stellung eingenommen. Daher stellen wir Ihnen hier junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Fred Hüning porträtiert sein neues Leben als Vater.

    (Wenn Sie uns Ihre eigenen Fotoarbeiten für diese Serie empfehlen möchten, schicken Sie uns eine E-Mail an online@sz-magazin.de)
     
    Name:
    Fred Hüning
    Geboren: 1966
    Ausbildung: Ostkreuzschule für Fotografie und Gestaltung Berlin
    Website: www.galerie-degenhartt.de

    Herr Hüning, ihre Fotoserie Neues Leben zeigt nicht einfach nur Momentaufnahmen Ihrer Familie, sondern erzählt eine sehr persönliche Geschichte. Welche?
    Fred Hüning:
    Die Geschichte meiner Freundin und meines Kindes. Schon meine vorangegangene Arbeit Einer war eine sehr persönliche Geschichte um einen Todesfall. Mit Neues Leben habe ich meine Vaterwerdung reflektiert. Ein eigenes Kind war einige Jahre zuvor in meiner Lebensplanung nicht vorgesehen. Ich habe vorher nie das Bedürfnis gehabt, über einen Kinderwunsch zu erzählen. Jetzt merke ich, wie schön es ist, in einer privaten Umgebung zu fotografieren. Man hat eine ständige Fotogenehmigung und kann ganz spontan sagen: Halt, stopp, hier bietet sich mir in diesem Moment die Möglichkeit zu einem Bild. Das macht den originalen Charakter der Aufnahmen aus.

    Gab es Hemmungen oder Bedenken die eigene Freundin auch nackt zu fotografieren? Immerhin sind die Fotos ja nun einem großen Publikum zugänglich.

    Ganz am Anfang hatte sie schon Bedenken, aber das hat sich schnell gelegt. Sie hat gesehen, dass ich es ernst meine. Inzwischen denkt sie gar nicht mehr so daran, dass sie es ja ist, die auf den Aufnahmen zu sehen ist. Auch aus ihrer nahen Verwandtschaft gibt es eher Zustimmung, als Ablehnung. Bezüglich der Öffentlichkeit habe ich mich auch gefragt, ob persönliche Geschichten in der Kunst relevant sind. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass diese persönliche Geschichte ja genau das ist, was nur ich in einer bestimmten Form berichten kann. Kein anderer Fotograf kann das so umsetzten wie ich. Bis ich auf Will McBride, der sich selbst beim Akt fotografiert hat, und Nicholas Nixon, der seinen Sohn über mehrere Jahre fotografisch festgehalten hat, gestoßen bin, wusste ich nicht, dass auch sehr persönliche Geschichten in der Öffentlichkeit durchaus eine Relevanz haben können.

    Wie war die Fotoarbeit mit Ihrem Sohn? Sind die meisten Bilder eher spontan entstanden?
    Ich musste natürlich hoffen, dass er so lange ruhig bleibt. Die Aufnahme mit der Brezel hat zum Beispiel lange gedauert. Er kriegt inzwischen mit, dass er in Ausstellungen hängt. In letzter Zeit macht er immer mehr mit. Manchmal holt er mich auch, damit ich ein Foto von ihm mache. Er hat das schon total verinnerlicht. Ich finde das immer sehr erstaunlich.
    (Interview: Nicolai Helling)