"Ich wollte jemanden teeren und federn"

Fotografie hat im SZ-Magazin schon immer eine herausragende Stellung eingenommen. Daher stellen wir Ihnen hier junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Lisa Wassmann mit ihren Bildern aus der Berliner Szene und der texanischen Wüste.


    Name:
    Lisa Wassmann
    Geboren: 1981
    Ausbildung: Autodidaktin
    Website: www.lisawassmann.com

    Frau Wassmann,
    für Ihre obrige Fotostrecke "Scala" haben Sie im Berliner Nachtleben fotografiert. Bilder aus Diskotheken und Clubs kennt man ja. Was ist so besonders an "Scala"?
    Ich habe
    vor sechs Jahren angefangen, für wenig Geld Partys in Berlin zu fotografieren. So habe ich Conny Opper, den berühmten Betreiber des "Scala" kennengelernt. Der Club war sehr underground, einquartiert in alten Wohnungen auf der Friedrichstraße, und ziemlich ranzig. Aber legendär. Es musste geschlossen werden, wegen Baumängeln. Ich habe eineinhalb Jahre dort fotografiert, ohne Blitz, und so sind es eben nicht die typischen Party-Fotos mit den üblichen Posen. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Heute gibt es so was in Berlin nicht mehr: Die Stadt wächst, alles ist unheimlich kontrolliert, und es wird immer teurer. Die Bilder sind also schon irgendwie historisch.

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    Ihre zweite Arbeit, die wir hier vorstellen, betiteln Sie "Texas". Die Bildstrecke kommt ganz ohne George W. Bush-Referenzen aus. Welches Texas wollen Sie uns zeigen?
    Lisa Wassmann:
    Bevor ich nach Texas geflogen bin habe ich den Comic Lucky Luke gelesen, und ich wollte das Texas des Wilden Westens kennenlernen. Die Fotostrecke ist wirklich eine künstlerische Dokumentation mit einem persönlichen Touch. Es hat dann auch alles gut hingehauen [lacht]: Das Essen war schlecht, die Amerikaner sehr dick, die Highways endlos. Unsere kleine Reisegruppe wurde von einem alten Cowboy rumgeführt, der jeden Abend in einem Saloon Gitarre spielt und Cola Light trinkt. Für mich hat Texas etwas Fantastisches und vieles entspricht nicht den gängigen Klischees. Trotzdem: Einige der Bilder sind mit einem Augenzwinkern zu verstehen.

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    Das Foto von dem jungen Mann voll Teer und Federn (Bild 7, oben) wirkt tatsächlich wie aus einem Comic. Wie kam es dazu?
    Ich wollte schon lange jemanden teeren und federn und dann durch die rote Wüste laufen lassen! [lacht] Das Foto war auch das Ausgangsbild der Strecke. Ursprünglich wollte ich das mit meiner besten Freundin machen, aber dann dachte ich mir, es wäre extremer, wenn ich als Frau einen Mann teere und federe. Ich habe dann Matt auf einem texanischen Campinglatz kennengelernt. Er kommt aus Austin, der Hauptstadt von Texas, aus einer Hippie-Familie. Er hat sofort mitgemacht.


    Mehr Informationen rund um den legendären Club
    Scala gibt es auf Lisa Wassmanns Scala-Blog.

    Das Video zum Making-of der Fotostrecke Texas gibt es als Video auf YouTube.

    Interview: Sebastian Schöbel

    Fotos: Lisa Wassmann