Wertvoller Abfall

Interviews mit Menschen, die wir gut finden. Diese Woche: Ron Gonen, der den Amerikanern das Mülltrennen beigebracht hat.

Respekt, Herr Gonen, Sie haben die Amerikaner dazu gebracht, ihren Müll zu trennen.

Ron Gonen:
Na ja, nicht alle. Aber immerhin haben wir unsere Container schon an 700 000 Haushalte verteilt, etwa in Chicago, Los Angeles, Philadelphia, Houston. Für nächstes Jahr peilen wir zwei Millionen an.

Was ist das Neue an Ihrem System?
Meine Idee war es, die Menschen zu belohnen, wenn sie ihren Müll trennen. Wer seinen Container regelmäßig vollmacht – sei es mit Papier, Plastik, Glas oder Aluminium – erhält bis zu 30 Dollar pro Monat. Bar auf die Hand?
Nein, die Summe wird in Form von Punkten gutgeschrieben. Mit den Punkten kann man in allen möglichen Geschäften zahlen, etwa bei Starbucks oder Ikea. Oder im Internet, auf Ebay zum Beispiel.

Wieso belohnen Sie das Trennen von Müll?
Liegt doch auf der Hand: Der Müll kann dann verkauft und weiterverarbeitet werden. Menschen, die Müll trennen, schaffen also einen Wert.

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Woher nehmen Sie das Geld, um die Menschen dafür zu bezahlen?
Unsere Firma hat Verträge mit den Städten abgeschlossen. Deponien sind in den USA heute sehr teuer. Wenn eine Stadt weniger Müll zur Deponie bringt, spart sie viel Geld. Von dieser Ersparnis erhalten wir unseren Anteil.

Einfache Idee eigentlich.
Schon. Es steckt aber eine komplizierte Software dahinter, die wir zwei Jahre lang entwickelt haben.

Was war so kompliziert?

Unsere Container sind überall in Amerika verteilt. Jedes Mal, wenn einer geleert wird, wiegt das Müllfahrzeug, wie viel im Container war. Diese Daten werden sofort an unseren Zentralcomputer gefunkt und als Punkte auf dem Konto des Kunden gutgeschrieben. Ohne die moderne Mobilfunktechnik wäre das nie möglich. Im Internet kann man dann genau verfolgen, wie viel Müll und wie viele Punkte man schon gesammelt hat. Das kommt sehr gut an.

Was passiert, wenn man Müll in Ihre Container wirft, der nicht hineingehört, um sich Punkte zu erschummeln?

Keine Chance. Im Müllcontainer befindet sich ein Chip, der Fremdkörper sofort erkennt. Wenn das passiert, bekommt der Eigentümer einen Brief von uns. Beim dritten Mal wird der Container nicht mehr entleert. Dann gibt es auch keine Punkte.

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Ron Gonen, 34, stammt aus Philadelphia, studierte Wirtschaft und Geschichte. Ende 2004 stieg er mit seiner Firma RecycleBank ins Müllgeschäft ein. Er beschäftigt 150 Mitarbeiter.