Das Gestern im Heute

Wir stellen Ihnen jede Woche junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Sarah Roesinks fotografische Auseinandersetzung mit ihrem Vater und das besondere Licht Norwegens.


    Name: Sarah Roesink
    Jahrgang: 1980
    Ausbildung: Bachelor am London College of Fashion in Fashionfotografie. Master in Kommunikationsdesign am Central St. Martins College in London
    Webseite: www.sarahroesink.net

    SZ-Magazin: Frau Roesink, Ihre Fotos wirken wie aus anderen Zeit, dabei sind Ihre Aufnahmen aus Norwegen nicht Jahrzehnte alt, sondern nur einige Monate...
    Sarah Roesink: Ja, die Bilder sind südlich der norwegischen Stadt Bergen entstanden, ich habe eine Kamera aus den Dreißigerjahren benutzt. Durch die Kombination alter Film plus alte Kamera und das besondere Licht dort oben wirken diese Fotos so vergangen. Was macht das Licht dort so besonders?
    Die Serie habe ich im Sommer fotografiert, an einem Fjord, der von zwei riesigen Bergen umrahmt ist – der Himmel wechselt laufend: bewölkt, nicht bewölkt, dazwischen die Sonnenstrahlen, das ergibt ungewöhnlich schöne Lichtverhältnisse.

    Wie haben Sie als Fotografin aus London diesen doch entlegenen Ort entdeckt?
    Ich habe Freunde in Norwegen, seit einigen Jahren nehme ich an einer jährlichen kleinen Kunstausstellung in Skanevik, etwa 150 Kilometer entfernt von Bergen, teil.

    Ihre Arbeit nennen Sie schlicht Norway, ist das Ihr alleiniges Thema: Norwegen?
    Ich habe Fashionfotografie gemacht: Die Leute ziehen sich ja anders an, zeitloser, etwa der ältere Mann mit dem Bart – der lebt wie Anfang des 19. Jahrhunderts, ist stehen geblieben in der Zeit. Das ist schon ein enormer Kontrast zu London. Die Leute in London sehen gerne solche Bilder – das stille Landleben.
     
    Teilen Sie diese Landsehnsucht?

    Ja, definitiv. Ich überlege gerade, ob ich aus London weggehen soll – man merkt, dass London beinahe wie eine Droge ist, aber man muss als Fotografin irgendwann weg, um London wieder romantisch sehen zu können. Es gibt ja auch eine Großstadtromantik, die sieht man nur in den ersten zwei Jahren.

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    Wir zeigen noch eine zweite, sehr persönliche Arbeit von Ihnen: Fons.
    Das Projekt habe ich während der Masterarbeit angefangen, es dokumentiert das Leben meines Vaters, der gerade sein Bein verloren hat. Ich bin nicht bei meinem Vater aufgewachsen, ich dachte daher, es gäbe eine Barriere – aber es drehte sich fast um: er wollte noch mehr als ich, dass ich ihn fotografiere. Viele Menschen haben eine Hemmschwelle, wenn ihnen ein Körperteil abgenommen wird, ich finde es gut, dass er da so offen drüber redet, mit umgeht. Aber mir geht es weniger um ihn und mich, als darum, eine Tür im Betrachter zu öffnen, zu dessen eigenen Kindheitserinnerungen.

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