Tirana hat Lippenstift aufgelegt: schön rot und grell. Das macht gute Laune, sagt Edi Rama. Eigentlich ist er Künstler, seit sieben Jahren aber auch Bürgermeister der albanischen Hauptstadt. Er hat den albernen Traum, Tirana zur farbenfrohsten Hauptstadt der Welt zu machen. Also ließ er die sozialistischen grauen Plattenbauten bunt anmalen. Dazwischen stöckeln junge Mädchen bauchfrei über holprige Gehwege, junge Männer stehen lässig vor den Bars, Villen wurden zu Cafés, Gartenanlagen zu Biergärten. Die albanische Jugend hat Blloku (1) zurückerobert. Das Block-Viertel, in dem sich einst die kommunistischen Funktionäre vor dem Volk versteckten, ist laut und frech. Verschüchtert duckt sich die Villa des Ex-Diktators Enver Hodscha (2) in diesem Trubel, ein kleinlautes Denkmal kommunistischer Tyrannei. Derweil sitzt der Künstler in seinem Rathaus am Skanderbeg-Platz (3) und hat sein Treppenhaus mit Knoblauch gesichert: zur Abwehr böser Geister. Der Mann hat Feinde. Denn Rama hat aufgeräumt: Im Jugendpark (4) und am Ufer der Lana (5) treffen sich nun wieder die Spaziergänger, seit die illegalen Bauten abgerissen und damit Glücksspiel und Prostitution aus dem Zentrum vertrieben wurden. Wie Maulwurfshügel quellen in Albanien die Bunker (6) aus dem Boden, etwa 800 000 Stück. In Tirana ziehen sie sich hoch bis zum Berg Dajti (7). Dort picknicken die Städter neben ihren Autos auf der Wiese. Im historischen Nationalmuseum (8), gebaut in der kommunistischen Blüte, sind heute die Gräuel des Hodscha-Kommunismus dokumentiert. Skanderbeg-Platz, Eintritt ca. 2,50 Euro, Tel. 00355/4/22 83 89. Gutes italienisches und albanisches Essen bietet das Restaurant Era (9) im Block-Viertel, Rr. Ismail Qemali, Tel.00355/ 4/274 94 92 57. Der Verfall des Kommunismus ist im Dajti-Hotel (10) zu beobachten: Pflanzen drängen in die Eingangshalle. Die alten Männer, die dort hocken, um Hausbesetzungen zu verhindern, saßen schon während des Kommunismus dort: als Spione. Dort nur gucken, nicht übernachten, Bulevardi Deshmoret e Kombit, nahe Skanderbeg-Platz. Das geht besser im Palma Hotel (11), einem Familienbetrieb mit 12 Zimmern, DZ 65 Euro. Rr. Sami Frasheri Nr. 2, www.hotel-palma.com.