Leichen pflastern ihren Weg

Wir stellen Ihnen jede Woche talentierte Fotografen vor. In dieser Woche, nichts für schwache Nerven: Erica Shires zoomt dem Tod ins Auge, auf US-amerikanischen Highways.

    Name: Erica Shires
    Alter: 46
    Ausbildung: BFA am Pratt Institut in Brooklyn, NY
    Webseite: www.ericashires.com

    Frau Shires, was fasziniert Sie so an toten Tieren?
    Ihre Schönheit, sogar im Tod. Und dass ich so nah an sie herankommen und sie untersuchen kann - es sind ja wilde Tiere in freier Natur. Natürlich spielen auch Emotionen eine Rolle. Die Fotoserie handelt vom Tod und vom Vergessen Werden.

    Wo fanden Sie die Tiere für ihre Fotostrecke "Along the Way"?
    Nach der Uni begab ich mich auf diverse Road-Trips. Und überall fand ich diese Kadaver, von Upstate New York über South Dakota, Neuschottland und Wisconsin, bis hin nach Texas. An unerschiedlichen Orten gibt es unterschiedlich viele davon: Ich war in Irland, dort fand ich kein einziges totes Tier.

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    Und in den USA waren es so viele, dass es unvermeidlich war, eine Fotostrecke darüber zu machen?
    Anfangs schoss ich die Bilder noch ohne jegliche Intention. Zur gleichen Zeit aber fotografierte ich in New York ein Mädchen, das an Magersucht litt, da ich von der Idee der Endlichkeit und der verletzten Seele fasziniert war. Als ich dann die Bilder in meiner Dunkelkammer aneinander reihte, erkannte ich auch in den Bildern der Tiere diese Schönheit des Vergänglichen.

    Als ich ihre Bilder sah, überkam mich ein unwohles, gleichzeitig jedoch auch fesselndes Gefühl. Brauchen gute Bilder für Sie eine Nuance Horror?
    Ja, vielleicht. Damit ein Bild wirklich gut ist, muss es etwas hervorrufen und mehr sein als nur eine prosaische Abbildung. Das Leben ist nicht immer schön. Auch die Dunkelheit ist sehr faszinierend und wenn man offen ist, kann sie in der Vorstellung einen internen Dialog hervorrufen. Das Thema Tod hat mich schon immer auf eine metaphorische Weise interessiert.

    von Julia Well und Krisha Kops (Interview)