Schöne Bescherung (III) - Frankenbergers Geschenke

Sebastian Frankenberger hat in Bayern das härteste Rauchverbot Deutschlands durchgesetzt. Zum Dank schicken ihm die Raucher jetzt Geschenke. Oder sagen wir besser: »Geschenke«.

Am 28. August, um 1.13 Uhr nachts, schreibt Sebastian Frankenberger auf sein Facebook-Profil: »An meine Stalker: Bitte bestellt wenigstens Produkte, die mich auch interessieren.« Innerhalb einer Woche hat Frankenberger, der das Volksbegehren für das Rauchverbot in Bayern startete, Pakete im Wert von 200 000 Euro bekommen – die meisten per Nachnahme, natürlich musste er sie zurückschicken. Deshalb fügt er der Facebook-Notiz an seine Stalker noch einen Wunschzettel bei: Bücher, die man ihm gerne bestellen könne. Doch die Liste interessiert niemanden. Sie schicken weiter, was sie wollen: Hanfpalmen, Kuhdung, einen Treppenlift.

Das erste Paket kam am 17. August, da war der Rauch schon drei Wochen aus den bayerischen Kneipen verbannt. Frankenberger, damals noch im Siegestaumel, nahm das Paket entgegen. »Mal schauen, vielleicht ein Geschenk.« Dann sah er die Rechnung: Gesundheitsschuhe, schwarz, Schuhgröße 44, sie stimmte sogar.

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Die Raucher richteten in den folgenden Wochen all ihren Zorn auf Frankenberger: Es gab Morddrohungen gegen den Passauer ÖDP-Politiker. Frankenberger, inzwischen 29 Jahre alt, hat für das Verbot gekämpft, als hinge daran sein eigenes Leben, und sogar einen Protest auf der Münchner Theresienwiese organisiert. Nach seinem Sieg feixte er in jede Kamera, die er entdecken konnte, und zog damit erst recht den Zorn der Raucher auf sich. Er wurde aus Festzelten geworfen, in Passau hingen an vielen Kneipen Schilder mit seinem Konterfei: »Ich muss leider draußen bleiben.«

Innerhalb von sechs Wochen hat er 60 Pakete bekommen, dazu 500 Briefe. Mal wurde er beschimpft, mal von einem Reiseunternehmen aufgefordert, 7000 Euro für eine Weltreise zu überweisen. Jedes Mal, wenn er ein dickes Kuvert aus dem Briefkasten zog, hatte er Angst vor einer Bombe. Die meisten Pakete musste Frankenberger annehmen. Die Boten hielten ihm einfach einen Rücksendeschein unter die Nase. Einmal waren es 15 Stück an einem Tag. Er stapelte sie im Flur seiner Wohnung, fuhr sie zur Post. Immerhin, er musste keinen Cent zahlen, die Firmen kamen für die Versandkosten auf.

Jedes unerwünschte Geschenk meldete Frankenberger der Polizei. Die Staatsanwaltschaft ermittelte. Aber das Meiste war bei den Firmen per Brief bestellt worden, ohne oder mit gefälschtem Absender. Nur zwei bestellten im Internet, die Ermittler suchen sie jetzt anhand der IP-Adressen. Fast könnte man vergessen, dass 61 Prozent der Bayern, die zur Wahl gingen, für das Rauchverbot stimmten. Von ihnen kamen keine Pakete, sondern Briefe. Manchmal steckte darin auch ein Fünf-Euro-Schein.

Foto: Robert Brembeck, André Mühling, Stills online, artur