Alles muss raus

Im Sommer wollen wir so viel wie möglich draußen sein – und trotzdem groß aufkochen. Wie soll sich das verbinden lassen? In Spanien und Italien wissen sie es längst. Das entscheidende Stichwort lautet: Außenküche.


Es war ein langer Weg von der Feuerstelle bis zur Einbauküche. Und wir sind ihn gern gegangen. Das Kochen, früher ein mühevoller, archaischer Akt, wurde mehr und mehr zu einer automatisierten Kunst, die Küche zu einem Hightech-Raum, in dem nichts dem Zufall überlassen bleibt. Doch irgendetwas ging verloren unterwegs. Und eines Tages ertappten wir uns dabei, dass wir mehr Mühe auf das Polieren der Edelstahlflächen verwendeten als aufs Kochen selbst.

Die Sehnsucht nach Freiheit und Ursprünglichkeit zeigt sich dann im Sommer, wenn alle in den Garten drängen, so sie einen haben, oder in die Parks, wo sie sich lieber um ihre Holzkohlegrills scharen, als daheim ihren Herd zu programmieren. Überhaupt treibt es uns schon eine ganze Weile raus aus den aufgeräumten Wohnwelten, hinaus ins Freie.

Auf den Möbelmessen ist Outdoor, in immer neuen Variationen, schon länger ein Trend, begleitet von rätselhaften Schlagwörtern wie »Folklore Farm«, »Outside In« oder »Nature as an Idea«. Man muss sich nur mal die Entwicklung anschauen, die das Segment der Gartenmöbel genommen hat: vom unglamourösen Nischendasein in Baumärkten zum Boommarkt der Designbranche. Da liegt es nahe, auch das Kochen endlich nach draußen zu verlegen. Zumindest im Sommer.

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Vor einigen Jahren noch war die Außenküche ein mediterraner Traum, den der Finca-Urlauber aus Mallorca mitgebracht hat, wo sie fast zum Standard gehört. Inzwischen gibt es Spezialisten, die einem diesen Traum auch hier bei uns zusammenstellen, zur Not auf der Dachterrasse. Alles, was man braucht, ist ein Wasseranschluss (Gartenschlauch tut es auch), eine Steckdose und etwas Gestaltungswillen.

So eine Freiküche hat ja durchschlagende Vorteile: Kein Bratfettmief in den Vorhängen. Und der Weg zum eigenen Gemüsegarten ist noch kürzer. Sie verbindet das entspannte Draußen-Abhängen, das man am sozialen Happening des Grillens so schätzt, mit den funktionalen Möglichkeiten einer Kochstation. Mag sein, dass sich das Mallorca-Gefühl in unseren Breiten nur an zwölf Sommertagen im Jahr einstellen will – mit dem Klimawandel könnte sich das ja mittelfristig ändern. Und so wächst das Haus weiter in den Raum hinaus. Das Wohnzimmer geht in die Terrasse über, und gekocht wird bei gutem Wetter in unserer Außenküche. Es ist ein bisschen wie früher vor der Feuerstelle, nur ohne die wilden Tiere, die mitessen wollen. Am besten eignen sich übrigens Konstruktionen aus Edelstahl: Rostet nicht, ist antibakteriell und wetterfest. Man muss halt ab und zu polieren.

Fotos: Gunnar Knechtel; Styling und Produktion: Mirja Jacobs/Motif Management