Beau, hey!

Wenn ruhmreiche Feldherren sich andere Länder unter den Nagel reißen, muss der Nagel gut gepflegt sein. Napoleon verzichtete in keiner Schlacht auf sein Necessaire.

Der eitelste Mann aller Zeiten? Vielleicht, ja. Man muss sich nur mal vorstellen, mit was für einer Ausrüstung der Kaiser ins Feld zog. Die Rede ist jetzt nicht von Waffen – sondern von Körperhygiene. Ein heißes Bad täglich war für den Mann unverzichtbar, danach ließ er sich von seinem Leibdiener, dem Mamelucken Ali, mit Strömen von Eau de Cologne abreiben. Auf diesen Duft mochte er aber auch sonst nicht verzichten, nicht einmal wenn er vom Feldherrnhügel aus die Schlacht beobachtete. Also ließ er seine Stiefel so arbeiten, dass im Schaft Platz war für eine Rosolie, einen schmalen hohen Flakon mit dem Duftwasser. Auch auf die Mundpflege legte er im Unterschied zu den meisten Zeitgenossen großen Wert. Das zeigt die Inventarliste jenes Necessaires, das die Preußen bei Waterloo erbeuteten: Es enthielt unter anderem zwölf Zahnbürsten und neun Zungenschaber aus Elfenbein. Als Zahnpulver benutzte er eine Mischung aus Marmor- und Ziegelmehl, zugesetzt waren pulverisierte Eier- und Austernschalen sowie, des besseren Geschmacks wegen, Honig. Fraglich ist, ob diese Rezeptur Karies vorbeugte.

Das »Nécessaire de campagne«, das wir links zeigen und das im Pariser Musée Carnavalet aufbewahrt wird, ist eines von vielen, die Martin-Guillaume Biennais für den narzisstischen Parvenu anfertigte. Es enthielt, wie der Name besagt, nur das »Allernötigste«: rund 110 einzelne Teile. Goldene, reich ziselierte Dosen für Seife, Mandelpulver oder die unverzichtbaren Lakritzpastillen, Haarbürsten und Rasiermesser mit Perlmuttgriffen, Scheren, aber auch Korkenzieher, ein Tinten- und Streusandfass, Flakons für Eau de Cologne, Kaffee- und Teekanne, Tassen, Messer, Gabeln, Löffel und zwei Kerzenleuchter. Das Necessaire gleicht einer Schatzkiste und verrät viel über die Eitelkeit des Besitzers. Er hatte es stets dabei – bei den Schlachten von Austerlitz, Jena, Eylau und Friedland. Wie wichtig es ihm war, verrät die Tatsache, dass er es im Testament von St. Helena unter den Objekten aufführte, die er seinem Sohn vermachen wollte.

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