Sagen Sie jetzt nichts, Marcel Reif

Ein Interview, in dem der Fußballkommentator nichts sagt und doch alles verrät: über langweilige Verlängerungen, Uli Hoeneß und sein Schwizerdütsch.

    Name: Marcel Reif 
    Geboren:
    27. November 1949 in Waldenburg (Polen) 
    Beruf: Moderator
    Ausbildung: Studium der Publizistik, Amerikanistik und Politik, Promotion (abgebrochen)
    Status:
    Das Wort zum Samstag

    In den Stadien stehen bald mehr Kameras als Zuschauer, das Bild kommt in HD-Qualität, aber um das größte Problem bei den Fußballübertragungen kümmert sich seit Jahren niemand so richtig: die Kommentatoren. Die einen reden sagenhaften Unfug (»Rudi-Rufe hat es vorher nur für Uwe Seeler gegeben«), andere verfloskeln sich und wissen bei einem 0 : 0 nach 15 Minuten nicht mehr zu sagen als: »Ein Tor würde dem Spiel guttun.« Marcel Reif hat so einen Satz auch mal gesagt: »Noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gutgetan wie heute hier.« Aber er sagte ihn, bevor das Spiel überhaupt angepfiffen war, 1998 in Madrid, als die Fans ein Tor zum Einknicken gebracht hatten. Wenn wirklich mal gespielt wird und es wirklich langweilig ist, sagt er natürlich was anderes: »Wenn Sie dieses Spiel atemberaubend finden, haben Sie es an den Bronchien.« Okay, er wirkt manchmal etwas distinguiert, dafür hat er Ahnung, Sinn für Ironie und den Grimme-Preis im Schrank. Trotzdem haben wir ihm mal den Mund verboten.

    Fotos: Frank Bauer