Auferstanden als Ruinen

Vor genau 18 Jahren fiel die Berliner Mauer. Hier ruhen die Reste heute.

Ein Ehrenplatz

Mit Selbstschussanlagen, Wachhunden, Minen und Hunderten patrouillierenden NVA-Soldaten war die Mauer ein denkbar ungünstiger Ort, um seine Notdurft zu verrichten. Wer das nachholen möchte: In Las Vegas im »Main Street Station Hotel and Casino« steht ein Stück Mauer im Herrenklo, daran sind die Urinale befestigt. Deutscher Herbst in Italien

Einen idyllischen Alterssitz hat jenes Stück Berliner Mauer gefunden, das im Garten der päpstlichen Residenz in Rom steht. Vom Kalten Krieg in den italienischen Sommer – schön, wenn Geschichte so versöhnlich endet. Auch von historischer Bedeutung, aber weniger erfreulich für den Vatikan war das Graffito, das auf ebendiesem Stück Mauer noch immer zu lesen ist: »RAF«.

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Teure Altlast

Der indonesische Künstler Teguh Ostenrik, der noch zu DDR-Zeiten in Berlin studiert hatte, ließ vier Mauerstücke in Eigeninitiative nach Indonesien verschiffen. Sein Ziel: ein Mauer-Kunstwerk, mitten in Jakarta. Die dortige Regierung war zunächst angetan und versprach Fördergelder – die aber bald versiegten. Seitdem verstauben die Mauerstücke in Ostenriks Atelier.

Am Ende der Welt

Auf der japanischen Insel Miyako-Jima finden sich: zwei Stück Berliner Mauer in einem Kindergarten, eine Gerhard-Schröder-Straße, der Nachbau einer mittelalterlichen deutschen Burg, ein Gedenkstein für die deutsch-chinesische Freundschaft. Die nötige Erklärung in aller Kürze: Im Juli 1873 strandete an der damals zu China gehörenden Insel ein deutsches Handelsschiff, acht Seeleute wurden gerettet, aus Dank entstand ein »Deutsches Kulturdorf,« das liebevoll gepflegt wird.

Aufbau Ost

Nach der Wende sollte die Mauer so schnell wie möglich verschwinden: Abrissfirmen und Grenztruppen zerschredderten Zigtausende Tonnen Mauer: Baumaterial für Autobahnen, Gewerbegebiete, Parkplätze und die sanften Hügel der Golfanlage des Countryclubs »Gut Seeburg«.

Verschollen im Biergarten

Dass das »International Airport Hotel« in der chinesischen Hafenstadt Dalian einen deutschen Biergarten hatte, war an sich schon ungewöhnlich. Dann stellte die Hotelleitung dort auch noch ein fünf Tonnen schweres Stück der Berliner Mauer aus. Im Jahr 2001 musste der Biergarten einem Neubau weichen, seit den Bauarbeiten ist das Mauerelement verschwunden, wohin, wissen die Hotelangesellten leider nicht.

165 Kilometer Grenzanlagen umschlossen Westberlin. Über 95 Prozent
davon wurden beim Abbau zerstört, nur einige hundert Mauersegmente sind komplett erhalten. Die jeweils 3,60 Meter hohen, 1,20 Meter breiten und
2,7 Tonnen schweren Betonstücke sind zum weltweiten Symbol »der Mauer« geworden. In Berlin stehen an verschiedenen Orten insgesamt rund 1,5 Kilometer Mauer. Der Rest wurde ins In- und Ausland verkauft oder verschenkt.

Im Gespräch:
Haben Sie auch ein Stück der Mauer zu Hause? Wie ist es dort hingekommen? Waren Sie gar selbst ein Mauerspecht? Berichten Sie uns und anderen Lesern HIER davon.


Eine Weltkarte mit den Aufenthaltsorten der Mauer in Originalgröße finden Sie hier (PDF)