Das Beste aus aller Welt

Auch Axel Hacke beschäftigt in dieser Woche die drohende Apokalpyse. Zwar gibt es keine guten Gründe, an die Maya-Prophezeiungen zu glauben, aber man will ja schließlich vorbereitet sein.

Dieser Tage habe ich nachgedacht, ob ich auf den Weltuntergang vorbereitet bin. Schon seit einer Weile stellt man sich ja den Weltuntergang nicht als hammermäßig reinkeulendes, von einer Sekunde auf die andere eintretendes Radikal-Ereignis vor (Lichter aus und Schluss, in dieser Art), sondern als Prozess, der sich über Wochen hinzieht. Trifft zum Beispiel ein Asteroid die Erde, ist es unwahrscheinlich, dass er genau über München-Mitte herunterkommt und unser Haus trifft; eher wird er woanders einschlagen, und wir werden es mit den Folgen zu tun haben, Sonnenverdunkelung durch Staub, entsetzliche Kälte, großflächiger Stromausfall, marodierende Banden in den Innenstädten, dieses Szenario. So was zieht sich dann. Die Welt ist im Verlauf einiger Tage erschaffen worden; also wird es auch dauern, sie wieder wegzuputzen.

Seit einer Weile ist immer wieder vom heutigen Tag, dem 21. Dezember 2012, als Tag des Weltuntergangs die Rede. Angeblich ergibt sich eine solche Prophezeiung aus dem Kalender der Maya. Aber wer sich auch nur ein wenig mit den Maya und ihrer Zeitrechnung beschäftigt, entdeckt sofort, welch enormer Blödsinn das ist: Im Gegensatz zu uns rechneten die Maya überhaupt nie mit einem Weltuntergang, der Gedanke einer Apokalypse war ihnen fremd, der hier maßgebende ihrer Kalender (sie hatten nämlich mehrere) war auf unendliche Dauer angelegt.

Das Einzige, was ihm zufolge am 21.12.12 tatsächlich geschehen soll, ist die Ankunft einer Gottheit namens Bolon Yokte’ K’uh auf Erden, das ist aber nichts weiter Dramatisches, es handelt sich um den Gott der Händler, glaube ich, und er würde sich wohl auch wieder verabschieden. Was soll er auch anderes tun? Die Kultur der Maya ist untergegangen, niemand glaubt auf Erden noch an Bolon Yokte’ K’uh, ja, es stellt sich die Frage: Ist einer überhaupt noch ein Gott, wenn niemand mehr an ihn glaubt? Oder ist er einfach nur jemand namens Bolon Yokte’ K’uh? Sind nicht jetzt schon unsere Straßen voll mit Leuten, die sich für Götter halten, an die aber niemand glaubt?
Jedenfalls habe ich mir dieser Tage mal die Internetseite des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe angesehen und entdeckt, dass es dort eine Reihe von Ratschlägen gibt, was der Mensch für den Notfall immer vorrätig haben sollte. Denn wahr ist ja einerseits, dass es Weihnachten wird und das Jahr zu Ende geht, ohne dass die Welt untergegangen wäre, dass wir aber andererseits auch 2013 wie immer aufs Schlimmste gefasst sein müssen: Stromausfälle, Sonnenstürme und ihre entsetzlichen Folgen für das Magnetfeld der Erde, das Scheitern des FC Bayern in der Champions League, die Explosion der Phlegräischen Felder, eine Regierung Berlusconi…

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Das Bundesamt empfiehlt in einer Broschüre, sich für jeden denkbaren Fall zu wappnen: Immer sollte eine Dokumentenmappe mit allen wichtigen Unterlagen griffbereit sein, für Kleinkinder sollte es SOS-Kapseln mit Namen, Adresse und so weiter geben, die man ihnen um den Hals hängen kann, wenn es ernst wird, des Weiteren ist der Besitz von Gummistiefeln, Schlafsäcken und Batterie-Radios anzuraten.

Nichts davon haben wir daheim. Aber das ist nicht das Schlimmste. Behördlicherseits wird nahegelegt, auch Nahrungsmittel parat zu haben, also 24 Liter Wasser, ein Kilogramm Vollkornbrot, ein weiteres Kilogramm Knäcke, hundert Gramm »Hering in Soße«, 700 Gramm Sauerkraut. Das ist nur eine Auswahl. Und es gilt für eine Person. In Wahrheit benötigt man viel mehr, denn was soll man tun, wenn der Nachbar vor der Tür steht, der keine Vorräte hat?Ich bin dann in den Keller gegangen, um nachunseren Beständen zu sehen. Das Einzige, was ich sah, waren fünf Kisten Apfelschorle, zwei Träger Bier, fünfzig Flaschen Rotwein, zwei Kartons mit Weißwein sowie zwei Flaschen Champagner. Auch eine Art Notvorrat, oder? Wenn ich es genau überlege, finde ich das sogar die angemessene Ausstattung für den Weltuntergang.

Illustration: Dirk Schmidt