Klinik unter Palmen

Deutsche Familien lassen demente Angehörige im Ausland betreuen. Weil es günstiger ist. Aber ist es auch in Ordnung? Ein Heimbesuch in Thailand.

Es ist nur ein kurzes Memo, das sie sich selbst hinterlassen hat. Woran sie sich jeden Morgen erinnern will, das hat sie auf dieses Blatt Papier geschrieben, in krakeliger Schrift, mit farbigen Stiften, und es dann mit Tesafilm an den Kleiderschrank geklebt, der direkt gegenüber von ihrem Bett steht. Wenn Elisabeth morgens aufwacht, die Augen öffnet und sich mühsam aufsetzt, dann schaut sie unweigerlich darauf. Sie bräuchte eigentlich so viel mehr Platz, als dieses Blatt Papier bietet, um aufzuschreiben, was los ist, wer sie ist und warum sie hier in diesem fremden Zimmer aufwacht. Aber das Blatt ist zu klein. Daher hat sie sich auf das Nötigste beschränkt: »Ich bin in Thailand. Dies ist eine Alzheimer-Einrichtung.«

An diesem Sonntag im Dezember ist es die Pflegerin La, die neben ihr aufwacht. Auf einer dünnen Matratze, die tagsüber gerollt im Schrank aufbewahrt wird, hat die 27-Jährige die ganze Nacht vor Elisabeths Bett auf dem Boden verbracht. Sie beantwortet heute die ersten Fragen. Die beiden sprechen Englisch miteinander.

Meistgelesen diese Woche:

»Mit wem bin ich hier?«
»Allein.«
»Wie lange bin ich schon hier?«
»Seit fast vier Jahren.«
»Wann geht es zurück nach Hause?«
»Gar nicht.«
»Muss ich hier sterben?«
Ihre Betreuerin La lügt grundsätzlich nicht, deshalb sagt sie: »Ja.«

Elisabeth nickt dann meistens einsichtig. Sie ist 90 Jahre alt, für lange Diskussionen über vollendete Tatsachen hat sie keine Zeit mehr. Sie steht auf und guckt sich um. Vor ihrem kleinen Fenster ist ein Spielplatz. An dem rostigen Klettergerüst hängen nasse T-Shirts und Hosen an Kleiderbügeln zum Trocknen in der Sonne. Der Rasen unter dem Spielgerät ist verdorrt. Die Luft ist warm. Elisabeth will mehr sehen, noch im Schlafanzug greift sie nach ihrer kleinen schwarzen Handtasche, hängt sie sich um und geht durch den Flur hinaus auf die Terrasse. Links steht ein Gartentisch mit Stühlen, eine ältere Frau sitzt hier und lächelt selig ins Nichts. Mopeds knattern, viele, gar nicht so weit weg. Es riecht nach gebratenem Hühnchen, Sojasauce und geröstetem Knoblauch. Elisabeth wendet sich nach rechts: In ihrem Vorgarten steht eine Palme. Sie fasst sich an den Kopf, als wolle sie sich versichern, dass wenigstens der noch dort ist, wo sie ihn erwartet. Mit drei routinierten Handbewegungen richtet sie sich ihre kurzen weißen Locken, dann geht sie zum Briefkasten und kehrt mit der Bangkok Post zurück ins Haus. Dies ist jetzt ihr Leben.

Hier in Thailand ist betreutes Wohnen für Demenzkranke mit individueller Betreuung rund um die Uhr bezahlbar. Dort, wo die Kranken herkommen, aus Deutschland und der Schweiz, ist es das nicht. Eine Frau wie Elisabeth beispielsweise bekäme von einer deutschen Versicherung – und das auch erst seit Anfang des Jahres – 120 Euro Pflegegeld im Monat. Den Rest müssen die Angehörigen aufbringen, sofern kein Vermögen da ist. Und selbst wenn sich Elisabeths körperliche Fähigkeiten so verschlechtern würden, dass sie sich nicht mehr anziehen könnte, nicht mehr selbst den Löffel halten oder allein auf die Toilette gehen könnte, läge der monatliche Höchstsatz bei 700 Euro. Auch damit kommt man nicht allzu weit.

Wer einen dementen Angehörigen rund um die Uhr gepflegt, betreut und gefördert wissen will – und zwar legal –, der zahlt in Deutschland mindestens 2500 Euro im Monat. Eine deutsche Pflegekraft, die mit dem Pflegefall in dessen Wohnung lebt und medizinisch geschult ist, kostet schnell doppelt so viel. Miete und die Lebenshaltungskosten für Patient und Betreuungskraft sind da noch nicht mit eingerechnet. Kaum bezahlbar.

Vor zehn Jahren war Martin Woodtli der Erste, dem das auffiel. Seitdem führt der Schweizer das Alzheimerzentrum Baan Kamlangchay in Chiang Mai im Norden Thai-lands. Angefangen hat es mit einem Haus, einer Patientin und drei Pflegerinnen, inzwischen sind es sieben Häuser, zwölf Patienten und Patientinnen, 36 Pflegekräfte, zwei Putzfrauen und ein Koch. 2700 Euro bezahlen die Angehörigen für ihren Pflegefall pro Monat für Wohnen, Essen, Pflege. Hinzu kommen nur noch die individuellen Extras: Wenn die Patienten noch so mobil sind wie Elisabeth, sind das ein wöchentlicher Friseurbesuch, mal ein Abendessen im Restaurant oder eins der bunten Halstücher, die sonntags immer nach dem Gottesdienst verkauft werden. Wenn die Patienten nicht mehr laufen, nicht mehr sprechen und kaum noch alleine aufrecht sitzen können, dann sind es Windeln, Medikamente oder besondere Matratzen, auf denen man sich nicht so leicht wund liegt. Und natürlich die Anreise nach Thailand und die Rückführung des Leichnams. Dazwischen hat man keine Arbeit mit seinen Angehörigen, wenn man es nicht will. Das machen alles die Pflegerinnen. Jeder im Heim wird von drei jungen Frauen betreut, die sich abwechseln, 24 Stunden, an jedem Tag der Woche.

Es ist morgens um neun in Chiang Mais Stadtviertel Faham. Zeit fürs Frühstück. Die Frau, die eben noch auf der Terrasse lächelnd ins Nichts geblickt hat, ist inzwischen aufgestanden. Sie steht in der Einfahrt an der Hand ihrer thailändischen Pflegerin, die ihr zum Schutz vor der Sonne einen aufgespannten Regenschirm über den Kopf hält. Elisabeth trödelt noch im Bad herum, aber gleich werden sie und ihre Pflegerin sich genauso auf-stellen: nebeneinander, unter einem Schirm, Hand in Hand. Es ist ein anrührendes Bild, das sich da mehrmals am Tag bietet, wenn alle Patienten mit ihren Pflegerinnen losziehen: eine Parade aus gebräunten Weißhaarigen, die konzentriert einen Schritt nach dem anderen tun in ihren Trekkingsandalen mit Klettverschluss, und schwarzhaarigen jungen Frauen, die lachen und wild durcheinanderquatschen, aber in ihren Flipflops gewissenhaft das Lauftempo der Patienten übernehmen. Der Weg führt von den Wohnhäusern, in denen immer zwei Patienten zusammen betreut werden, zum Haus von Martin Woodtli. In dessen Vorgarten steht ein Pavillon, in dem gemeinsam gefrühstückt und zu Mittag gegessen wird.


Wie in einer Ferienanlage

Die Globalisierung hat längst dafür gesorgt, dass die Arbeit dort verrichtet wird, wo sie am wenigsten kostet. Vor der Gesundheitsbranche hat diese Entwicklung bisher Halt gemacht. Für ein T-Shirt bezahlt man bei Kik drei Euro, aber Gesundheitsleistungen sind unverhältnismäßig teuer. Das aber könnte die Lösung sein: Dritte Welt pflegt erste Welt.

Das könnte bald sogar eine wirtschaftliche Notwendigkeit sein: Jüngst hat die Rating-Agentur Standard & Poor’s, die inzwischen ganzen Staaten Kreditwürdigkeit attestiert oder abspricht, Deutschland eine Verwarnung ausgesprochen. Die vielen alten Menschen könnten das Land wirtschaftlich stark belasten. Denn die Gesundheitskosten, die in den nächsten Jahrzehnten auf den Staat zukommen, sind so nicht einkalkuliert. Ab 2015 könnte Deutschland seinen Triple-A-Status verlieren, obwohl das Bruttoinlandsprodukt stabil ist und der Export läuft – weil es keine bezahlbaren Pflegemodelle für seine Senioren entwickelt hat.

Längst sind osteuropäische Pflegekräfte in Deutschland unverzichtbar. 1,5 Millionen alte Menschen werden daheim betreut, in zehn Prozent dieser Haushalte arbeiten Polinnen, Tschechinnen oder Ukrainerinnen, so schätzt das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung. Warum also die Alten zukünftig nicht gleich im Ausland betreuen lassen? Dann wären alle Lebenshaltungskosten niedriger, Arztbesuche billiger. Wirtschaftlich wäre das sinnvoll.

Aber ist das moralisch richtig? Darf man das? Ist das nicht so, als würde man seine Angehörigen abschieben, sobald sie anfangen, anstrengend zu werden, alt, krank und nervig?

Martin Woodtli hebt beschwichtigend die Hände, er schaut angespannt. Er weiß, wie das alles klingt, wenn man es nur mal nüchtern zusammenfasst: Männer bringen ihre kranken Frauen, Frauen bringen ihre kranken Männer, Töchter und Söhne ihre alten, kranken Eltern über 8000 Kilometer weit weg zu ihm nach Asien; er lässt die wohlhabenden Westler hier von günstigen Pflegekräften betreuen – und wird damit reich. Aber so wie es für Außenstehende aussieht, sei es nicht, sagt er. Natürlich will er Geld verdienen. Aber er will Geld verdienen mit etwas, woran er glaubt. Weil er es für die einzige Lösung hält.

Woodtlis Geschichte beginnt vor über zehn Jahren mit der Alzheimer-Erkrankung seiner Mutter. Die fing irgendwann an, sich morgens zuerst die Bluse und dann den BH darüber anzuziehen und so im Ort herumzulaufen – aber das war noch nicht wirklich schlimm. Doch irgendwann kam der Tag, an dem sie ihren Ehemann, Woodtlis Vater, nicht mehr erkannte, ihn nur noch mit »Kollege« ansprach und auch so behandelte. Höflich besprach sie mit ihm den Tagesablauf, aber anfassen und küssen lassen wollte sie sich von ihm nicht mehr. Bald darauf fand die Mutter ihren Ehemann an einem Strick baumelnd im Dachstuhl. Als der Sohn am Abend vorbeikam, lagen die beiden unterm Dach, nebeneinander auf dem Fußboden. Die Mutter hatte den Vater zwar vom Seil geschnitten, dann aber nicht mehr weitergewusst.

Woodtli hatte schon vorher viele Jahre in Thailand gelebt und in Chiang Mai, wo sich heute auch das Heim befindet, ein Aidshilfe-Projekt geleitet. Er kannte das Land, die Leute, die Preise und er wusste, dass es nicht allzu schwer sein würde, Pflegepersonal zu finden. Also ist er vor zehn Jahren mit seiner 74 Jahre alten und schwer Alzheimerkranken Mutter ausgewandert. Nach einem Jahr war aus dem Pflegemodell für seine Mutter ein Geschäftskonzept geworden: Er nahm weitere Demenzkranke auf. Natürlich weiß Woodtli genau, dass es diese Geschichte ist, die ihn glaubwürdig und sympathisch macht. Deswegen schreibt er gerade ein Buch darüber.

Inzwischen ist es Nachmittag. Gegen vier zieht die Parade wieder durch den Ort, diesmal aber nicht zu Woodtlis Haus, sondern zu einem kleinen Park, den der im vergangenen Sommer hat anlegen lassen. Der Rasen hier ist kurz und gleichmäßig geschnitten, der Bambus gestutzt, die Palmen sind von vertrockneten Blättern befreit. Aus dem Ghettoblaster dröhnt Heino, ein alter Mann tanzt mit einer jungen Frau neben dem kleinen Pool, in dem im Sommer Aquafitness angeboten wird. Es werden Obstteller gereicht. Alles wie in einer Ferienanlage. Erst wenn man näher herantritt, sieht man, dass die Hälfte der Gäste entrückt in den glitzernden Swimmingpool blickt, dass manchen Gästen Speichel aus den Mundwinkeln rinnt und die Hände anderer unnatürlich verkrampft in ihren Schößen ruhen. Tritt man noch näher heran, hört man sie leise brabbeln und von einem Leben erzählen, das sie gar nicht geführt haben. Der eine sagt, er sei von Gott geschickt, eine andere erzählt, sie reise am kommenden Tag ab, sie müsse dringend nach Chicago. Ein weiterer Patient fasst sich immer wieder mit zitternder Hand in den Mund und an die Zunge, als könne er diese dadurch zum Reden bringen.

Und hinten, neben dem goldenen Schrein, in dem Kerzen brennen und Räucherstäbchen verglühen, sitzt Elisabeth auf einem Holz-bänkchen und löst ein Kreuzworträtsel. Seit Wochen schiebt sie stets dasselbe deutsche Magazin in dem kleinen Korb ihres Rollators durchs Viertel. Wo immer sie sitzt, holt sie es hervor und schlägt es auf. Dann kramt sie in ihrer Handtasche nach dem Kuli, fährt umständlich die Mine heraus und beugt sich über das Rätsel. Vier Wörter hat sie schon eingetragen: Regen, Gans, Hund und Reh. Heute, an diesem Tag kurz vor Weihnachten, wird sie kein weiteres Wort mehr hinzufügen. »Vielleicht morgen«, murmelt sie. Ihre Pflegerin La nickt ihr bestärkend zu und streichelt ihr über den nackten Unterarm, viel länger und viel inniger, als man es in Europa beobachten kann. Elisabeth schaut auf und ihrer Pflegerin direkt in die Augen – das ist ein Erfolg, weil es so selten ist. Demenzpatienten sind, selbst wenn sie mit einem reden, immer auch ein bisschen woanders. La lächelt, sie freut sich über den kurzen klaren Augenblick. Sie vergleicht ihre Patientin nicht mit der Frau von früher, sondern mit der Frau, die sie im Augenblick davor war. Auf diese Weise gibt es auch mal positive Entwicklungen, nicht nur negative Befunde.


Bis es irgendwann nicht mehr ging

In Elisabeths Zimmer hängt ein Bogen roter Bastelkarton an der Wand, der aussieht wie das Ergebnis einer Projektarbeit in der Grundschule. »Elisabeth« steht oben drüber. Neben Fotos von ihr und ihren Kindern, Schwiegersöhnen und Enkelkindern kleben gelbe Vierecke mit knappen Informationen. »Hochzeit von Sarah und BJ« steht da. Oder »Mein Garten«. Oder »Drei Töchter«. So kann sie ihre eigene Biografie lernen wie Vokabeln. Elisabeth weiß nur, was auf den gelben Vierecken steht. Bei einer Frage, die darüber hinausgeht, zuckt sie bloß die Schultern und lächelt verlegen. Dann widmet sie sich wieder ihrem Kreuzworträtsel.

Sybil Wiedmer-Rohner konnte nicht mit ansehen, wie ihre Mutter sich vergaß, diese beherrschte, stolze Frau. Aufgewachsen in Deutschland, war Elisabeth nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihrem Mann nach Indien und Pakistan gezogen, hatte dort drei Töchter zur Welt gebracht und schon in den Fünfzigerjahren alleine Reisen nach Malaysia und Thailand unternommen. Und plötzlich wusste diese eigenständige Frau nicht mehr, ob sie beim Bäcker gewesen war oder nicht, wenn sie vom Einkaufen zurückkam. Helfen durfte man ihr auch nicht. »Sie wurde schnell sauer, wenn man sie korrigiert hat«, sagt die älteste Tochter. Sie war es, die das immer abkriegte. Sie wohnte im selben kleinen Ort, sie war schon in Rente, also häufig zu Hause, und so wurde sie die erste und einzige Ansprechpartnerin der kranken Mutter. Bis es irgendwann nicht mehr ging.

Wer das selbst erlebt hat, sagt Woodtli, der verurteilt andere Leute nicht mehr für die Wahl ihrer Betreuungsmethode. Das sei nämlich alles nicht so einfach. Als Woodtli damals seine Mutter mit nach Thailand und ins Ungewisse nahm, wurde natürlich heftig getratscht in seinem Schweizer Heimatort Münsingen. Er habe wohl keine Lust, sich selbst zu kümmern, hieß es. Als er allerdings zuvor nach dem Freitod des Vaters bei der Mutter eingezogen war, hatten sie auch getratscht: Komischer Typ sei er, keine Frau, obwohl schon 40, und jetzt pflege er selbst seine Mutter, als Mann. Wie solle das denn gehen? Aber so etwas irritiert Woodtli nicht. Er sei ein pragmatischer Mensch, sagt er, der sich in dieser Situation einfach ein paar pragmatische Fragen gestellt habe. Hat seine Mutter ihre Heimat geliebt? Ja. Sollte man jemanden, der sowieso gerade all seine Gewissheiten verliert, auch noch aus seiner vertrauten Umgebung reißen? Vielleicht nicht. Aber wäre seine Mutter in einem Schweizer Altenheim, womöglich vollgepumpt mit Beruhigungsmitteln, glücklich geworden? Nein. Hätte er sie alleine pflegen können und wollen? Nein. Na also.

Öffentlich redet kaum jemand darüber, was für eine Belastung die Pflege eines dementen Menschen ist. Niemand will als Rabenkind dastehen, das keinen Bock mehr auf die eigenen Eltern hat. Nur wenige sprechen aus, was die Journalistin Martina Rosenberg in ihrem kürzlich erschienenen Buch Mutter, wann stirbst du endlich? beschreibt: die Unerträglichkeit, mit einer dauernden Überforderung zu leben, in Rosenbergs Fall durch die Alzheimer-Erkrankung ihrer Mutter und die Depressionen ihres Vaters. Das klingt zunächst nicht nach einer sympathischen Erzählerin, am Ende jedoch versteht man ihre Verzweiflung. Und beginnt sich vielleicht selbst ein paar Fragen zu stellen: Was würde man selbst machen in so einer Situation? Den Job kündigen, um mehr Zeit für die Eltern zu haben? Das Kind vernachlässigen über den Pflegepflichten? Auf Abende mit dem Partner verzichten? Freunde vertrösten, und zwar dauernd? Martina Rosenberg, die mit ihren kranken Eltern unter einem Dach lebte, hat schließlich ein eigenes Haus gebaut, nur um einen Grund zu haben, endlich räumliche Distanz zu schaffen. Sie hat den Pflegerinnen verboten, ständig bei ihr mit Gesundheits-Updates anzurufen. Sie hat den Kontakt reduziert. Dann wurde es besser.

Auch Sybil Wiedmer-Rohner und ihre zwei Schwestern haben die für sie beste Lösung gefunden. Jede von ihnen ist einmal im Jahr bei der Mutter in Thailand. Ein, zwei Wochen bleiben sie dann meistens, übernachten in einem Hotel in der Nähe und kommen jeden Morgen in das Haus, in dem ihre Mutter jetzt lebt. Und jeden Morgen freut sich Elisabeth aufs Neue über den überraschenden Besuch. Dass der schon tags zuvor da war, weiß sie nicht mehr. Wenn man sie fragt, wie oft ihre Töchter in Thailand sind, sagt sie voller Überzeugung: »Ständig.«

Fotos: Ed Kashi