Sagen Sie jetzt nichts, Kevin-Prince Boateng

Fußballstar Kevin-Prince Boateng vom AC Mailand über seine Tätowierungen, sein schlechtes Image und sein folgenreiches Foul an Michael Ballack.

    Name: Kevin-Prince Boateng
    Geboren: 6. März 1987 in Berlin
    Beruf: Fußballspieler
    Ausbildung: Erweiterter Hauptschulabschluss
    Status: Raubein mit Herz

    Wahrscheinlich gab es in den letzten Jahren keinen Fußballer, der in Deutschland ein miserableres Image hatte als Kevin-Prince Boateng. Aufgewachsen im Berliner Wedding, galt er zwar als eines der hoffnungsvollsten Talente, aber auch als »Ghetto-Kid« (Welt, FAZ), das spätestens seit dem Foul an Michael Ballack, kurz vor der WM 2010, zum Buhmann wurde. »Dieser Boateng ist nicht bekehrbar, nicht sozialisierbar«, urteilte TV-Kommentator Marcel Reif. Wie falsch seine Kritiker lagen, zeigen jedoch die vergangenen beiden Jahre: Seit 2010 dribbelt Boateng für den AC Mailand. Seine italienischen Mitspieler nennen ihn scherzhaft »den Deutschen«, weil er immer pünktlich zum Training erscheint. Im Januar verließ Boateng während eines Freundschaftsspiels plötzlich das Feld: Fans der gegnerischen Mannschaft hatten pausenlos rassistische Parolen über dunkelhäutige Spieler des AC Mailand gerufen. Seine Mitspieler folgten ihm in die Kabine, ein bisher einmaliger Vorgang im Weltfußball. Seitdem gilt Boateng in Italien als Vorbild. Die italienische Sportzeitung La Gazzetta dello Sport titelte sogar: »Wir sind alle Boateng!« Mitte März wird Boateng bei einer Veranstaltung der Vereinten Nationen eine Rede halten: gegen Rassismus. Vielleicht ist es also an der Zeit, sich ein neues Bild von Kevin-Prince Boateng zu machen.

    Fotos: Frank Bauer