An seiner Seite

Der Fotograf Thilo Remini begleitete seinen Bruder beim Bundeswehreinsatz in Afghanistan.

Name: Thilo Remini
Geboren: 1987 in Südbayern
Ausbildung: Die Graphische, Berufsbildende höhere Schule in Wien / Universität Wien
Website: www.reminiphotos.com

SZ-Magazin: Eine Reise nach Afghanistan ist für westliche Fotografen nicht ungefährlich, warum wollten Sie Ihren Bruder begleiten?
Ich wollte meinen Bruder besser verstehen. Als er das erste Mal vom Einsatz zurückkam, hat ihn etwas stark verändert. Er durchlebte dort Situationen, die ich nicht nachvollziehen konnte. Die tägliche Konfrontation mit dem Tod und der Angst nicht mehr zurückzukommen, verändern einen Menschen. Ich habe mir ständig die Frage gestellt: Was hat er durchlebt? Jetzt weiß ich es und ich bin sehr stolz auf ihn.

Wie sieht der Alltag im afghanischen Lager aus?
Von Alltag kann kaum die Rede sein. Die Quick Reaction Unit, die Einheit meines Bruders, rückt aus, um bei der Räumung von Sprengfallen zu helfen und bei Gefechten zu unterstützen. Zusätzlich hält sie Verbindung zu der afghanischen Armee.

Meistgelesen diese Woche:

Während Ihres Aufenthaltes in Afghanistan konnten Sie das Bundeswehrlager verlassen und die Hauptstadt Kabul besichtigen. Wie waren Ihre Eindrücke?
Als ich in Kabul war, fand ein Anschlag auf den Präsidentenpalast statt, ansonsten war es sehr ruhig. Es herrscht viel Polizei- und Militärpräsenz. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist enorm. Auf der einen Straßenseite war ein Werbeplakat mit den aktuellsten Smartphones zu sehen und auf der anderen Straßenseite war ein Schmied zu beobachten, der mit einfachsten Mitteln seine Arbeit verrichtete. Die Menschen leben in Ungewissheit. Derzeit können sie noch auf den Militärschutz bauen, doch 2014 zieht der Großteil der internationalen Schutztruppen ab.

Gibt es in einem vom Krieg geprägten Land auch schöne Momente?
Der Zusammenhalt zwischen den Soldaten ist erstaunlich. So eine Art von Kameradschaft habe ich noch nie erlebt. Ich bewundere auch das Durchhaltevermögen der Einwohner. Trotz des Krieges und der ständigen Furcht vor erneuten Aufständen geben sie nicht auf und bauen in kleinen Schritten ihre Heimat wieder auf. Das zu sehen, gibt auch mir Kraft und lässt mich positiver in die Zukunft blicken.

Fotos: Thilo Remini