Das Beste aus aller Welt

Marken umzubenennen ist in Mode. Wahrscheinlich wird in der FDP deshalb über eine Namensänderung nachgedacht. Auch die Krise des italienischen Fußballs ließe sich so vielleicht lösen, meint unser Kolumnist.

Gestern im Drogeriemarkt: Wussten Sie, dass Hakle Feucht-Toilettenpapier neuerdings Cottonelle heißt? Den Drogeriemarktbesucher erinnert das an den Ruf, der ihm, schon auf dem Weg zum Einkaufen, im Hausflur hinterherhallte: »Und bring Spüli mit!« Dabei gibt es Spüli schon lange nicht mehr, es wurde irgendwann durch Fairy ersetzt, bis Fairy plötzlich Dawn hieß, was sich aber nicht durchsetzen konnte, weshalb Dawn heute wieder Fairy heißt, jedenfalls im Drogeriemarkt.

Nicht in meinem Kopf.

Denn es ist Wahnsinn, einen so wunderbaren Produktnamen wie Spüli durch irgendwas zu ersetzen! Erklärt werden kann es nur durch die Globalisierung: Der Drogeriemarktbesucher soll, wenn es ihn plötzlich (womit man in diesen Zeiten stündlich rechnen muss) in den angloamerikanischen Raum verschlägt, nicht zwischen Regalen umherirren und nach Spüli suchen, sondern blind zu Fairy greifen. Oder eben zu Dawn. Beziehungsweise jetzt wieder zu Fairy. Das erklärt, warum der Raumerfrischer Brise (ein fast so guter Name wie Spüli) seit einer Weile Glade heißt.

Meistgelesen diese Woche:

Glade heißt Lichtung. Brise hieß Brise.

Die größte Umtaufe dieser Art fand statt, als der Schokoriegel Raider in Twix umbenannt wurde, was schiefgegangen wäre, hätte nicht die zuständige Werbeagentur den genialen Slogan »Aus Raider wird Twix – sonst ändert sich nix« erfunden. Auch die Umbenennung der DDR in Neue Bundesländer darf als Erfolg gelten. Hingegen sind die Wahlerfolge der SED kleiner geworden, seit sie Die Linke heißt; das liegt aber daran, dass die Partei nicht mehr so viel Einfluss auf die Gestaltung der Wahlergebnisse hat.

Der Arizona Capitol Times war zu entnehmen, ein Republikaner namens Scott Fistler habe nach mehreren Wahlniederlagen nicht nur die Partei gewechselt, sondern sich auch umtaufen lassen: Er ist nun Demokrat und trägt den Namen César Chávez, der ihm allerdings nicht selbst eingefallen ist: César Chávez war Gründer der Landarbeitergewerkschaft United Farm Workers und ein bekannter Bürgerrechtler; der César Chávez Day am 31. März ist Feiertag in mehreren US-Staaten. Fistler/Chávez hat das nicht geholfen, er scheiterte mit seiner Kandidatur für den amerikanischen Kongress schon früh. Man hört seitdem wenig von ihm, ein Umstand, der den FDP-Vorsitzenden Christian Lindner davon abgebracht haben soll, sich in Zukunft Hans-Dietrich Genscher zu nennen.

Weiter aktuell hingegen: Der Vorschlag der Düsseldorfer FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die übrigens unter ihrem Geburtsnamen Marie-Agnes Jahn nicht halb so bekannt war wie jetzt, der FDP als Ganzes einen neuen Namen zu geben. Was keine schlechte Idee ist, denn erstens hieß die FDP von 1968 bis 2001 (das waren ihre besten Jahre) ja schon einmal anders, nicht FDP, sondern F.D.P., und zweitens gibt es in Österreich eine liberale Partei mit einem neuen Namen, die Neos nämlich, die bei den Wahlen 2013 fünf Prozent erreichten, praktisch aus dem Nichts heraus, ein Ort, der unserer FDP gut vertraut ist. Wobei Neos in Deutschland kein guter Name wäre, es erinnert zu sehr an den Neo-Liberalismus, der kein gutes Image hat. Vielleicht wäre Die Partei, die früher FPD hieß gut, es gibt ja den Sänger Prince, der sieben Jahre lang The Artist Formerly Known As Prince genannt wurde, bevor er zu Prince zurückkehrte.

Aber ein neuer Name sollte das geringste Problem sein, so viele haben vorgemacht, wie man mit einem anderen Namen Erfolg haben kann: Heinz-Georg Kramm, Robert Allen Zimmerman, Truman Streckfus Persons und Christina Giannakopoulos kennt keiner, Heino, Bob Dylan, Truman Capote und Dolly Dollar aber kennen viele.

Man braucht nur eine Idee und Mut, wie es uns das Land Italien gerade vormacht, das bei der nächsten Fußballweltmeisterschaft als Costa Rica anzutreten gedenkt.

Illustration: Dirk Schmidt