Sagen Sie jetzt nichts, Dominik Graf

Der Regisseur im Interview ohne Worte über Krimis, die öffentlich-rechtlichen Sender und HBO.

    Geboren: 6. September 1952 in München
    Beruf: Regisseur
    Ausbildung: Studium der Germanistik und Musikwissenschaften, Filmhochschule München
    Status: Jeder Ort ein Tatort

    Dominik Graf kommt direkt aus dem Schneideraum. Er trägt, was er meistens anhat, wenn er konzentriert arbeiten möchte: einen dunkelblauen Kapuzenpullover. Vor die Kamera will er damit aber nicht, also zieht er schnell ein Jeanshemd an, das wirkt seriöser. Der Regisseur hat sich immer für beide Seiten des Verbrechens interessiert: die Bösen und die, die ihnen nachjagen; auf jeden Fall ist seine Karriere gepflastert mit Leichen – ob in der Serie Der Fahnder, im Tatort oder im Russenmafia-Epos Im Angesicht des Verbrechens. Der Münchner gilt als arbeitswütigster Regisseur Deutschlands, der meistausgezeichnete ist er sowieso, unter anderem mit zehn Grimme-Preisen. Der Mann macht Kino und er macht Fernsehen, das wie Kino wirkt: groß und echt und abgründig, nicht gefällig oder kompromissbereit. Manche Kritiker sagen, seine Filme seien vielleicht anspruchsvoll, aber ein bisschen langweilig. Das zeigt vor allem, wie wenig viele inzwischen bereit sind, mehr als Unterhaltung von der Kunst zu fordern. Nächste Woche kommt Grafs neuer Film ins Kino: Die geliebten Schwestern, eine Ménage-à-trois zwischen Friedrich Schiller und zwei Schwestern, die ausnahmsweise ohne Tote auskommt.

    Fotos: Camillo Büchelmeier