Göttin sei Dank!

Dass die Welt von einer Frau erschaffen wurde, dürfte nun allen klar sein. Nun wird sie ihre Schöpfung bald zur Männer-freien Zone machen - und zwar nach einem bestimmten Vorbild aus dem Tierreich, vermutet Axel Hacke.

Ich will von dem bevorstehenden Tag erzählen, an dem es der Schöpferin reichen wird mit den Männern, weil sie nämlich einsieht, dass es ein Fehler war, dieses Geschlecht überhaupt geschaffen zu haben. Sie wird das korrigieren, jedenfalls so weit es ihr möglich ist: Göttin möchte ja nicht ihr gesamtes Werk zur Hölle jagen, sondern das Missgeschick in Ordnung bringen, dass sie neben den Frauen auch noch Männer geschaffen hat.

Ich glaube, es ist keine gewagte These, wenn ich behaupte, dass der Herrin (falls der Ausdruck erlaubt ist) mit der Frau das perfekte Wesen gelang. Das ist nicht weiter nötig zu erklären; man muss sich nur auf der Straße oder daheim ein wenig umsehen, es ist offensichtlich. Und es ist ja auch bekannt, dass Göttin damals sehr zögerte, ob sie neben den Frauen überhaupt Männer machen sollte, aber sie tat es dann doch. Denn sie glaubte, dass die evidenten Vorteile des weiblichen Geschlechts vor der Folie einer irgendwie lächerlicheren und unfähigeren Form des Menschseins besser zu Geltung kämen.

Was sie nicht vorhersehen konnte oder jedenfalls nicht vorhersah, war die im Verlauf der Evolution nun wirklich nicht vorgesehene Entstehung von Extrem-Männern wie des knurpsgesichtigen Ferdinand Piëch oder des Lokführer-Napoleons Claus Weselsky, ja, um noch weit unangenehmere und in ihrer Tätigkeit selbstverständlich nicht vergleichbare Beispiele zu nennen, Wladimir Putin und seine Rockerfreunde vor allem sowie die Mitglieder des saudischen Männerkönigshauses: Beispiele für Intrigantentum, Besserwisserei, Rechthaberei, Rücksichtslosigkeit und albernste Großformen der Selbstdarstellung die einen, für Machtversessenheit, Geldgier, Nepotismus und exzessive Grausamkeit die anderen.

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Es ist nicht genau bekannt, welche Tat der Genannten die Herrin zu ihrem einmaligen, spektakulären, unvorhersehbaren und ursprünglich nie geplanten Eingriff in die Schöpfung veranlasst. War es der anmaßende Satz Piëchs, er werde Leute »guillotinieren«?

Jedenfalls erinnerte sie sich einer ihrer interessantesten Kreationen, des Igelwurms Bonellia viridis. Dieses Wesen beginnt sein Leben als flockenähnliche Larve im Meer, wo es entweder auf den Boden sinkt und sich dort zu einem inklusive des Rüssels etwa einen Meter langen und leider gurkenfarbenen Weibchen entwickelt. Oder diese Larve fällt, durch die See treibend und sinkend, auf ein schon vorhandenes Weibchen und wird dort unter Beigabe einiger von diesem Weibchen abgesonderter Substanzen zum Männchen, echt jetzt!

Wobei diese Männchen mit bloßem Auge kaum erkennbar sind. Sie sind einen Millimeter groß, werden vom Weibchen verschluckt und damit zu einer Existenz im Fraueninneren verurteilt. Ja, man hat dort schon bis zu 85 solcher Männlein angetroffen, im Uterus lebend, bitte, das ist die Lebenswirklichkeit der Tiere, nicht der Fiebertraum eines überspannten Freudianers! Die dort stattfindenden Sexualakte sind, wie zoologenseits versichert wird, unspektakulär und erschöpfen sich darin, dass der männliche Gnom seinen Samen oral (denn über ein Geschlechtsorgan im eigentlichen Sinne verfügt der Armselige nicht) auf eine Eizelle spuckt.

Was dann mit ihm geschieht, ist mir nicht bekannt.
Wohl aber wissen wir alle, dass es in wenigen Tagen (zu einem noch nicht genau genannten Zeitpunkt) der Schöpferin gefallen wird, auch die Existenz des menschlichen Mannes auf die Lebensform männlicher Igelwürmer zu reduzieren. Man mag das finden, wie man will, es wird ein Gongschlag ertönen, dann wird es so sein, und es ist an der Zeit: Frauen werden von diesem Zeitpunkt an tausend Mal größer als ihre Männer sein, die im weiblichen Leibesinneren hausen müssen und dort bei unzureichender Beleuchtung nicht einmal Skat spielen, Currywurst essen oder Fußball sehen können werden, von einer wie immer gearteten Männerquote in Aufsichtsräten, die natürlich unter diesen Bedingungen obsolet ist, mal ganz zu schweigen.

Illustration: Dirk Schmidt