Sagen Sie jetzt nichts, Conchita Wurst

Sängerin Conchita Wurst im Interview ohne Worte über ihre wichtigste Pose, ihre zerbrechliste Körperstelle und einen gewissen Tom Neuwirth.


    Geboren:
    6. November 1988 in Gmunden, Österreich
    Beruf: Sängerin
    Ausbildung: Modeschule in Graz
    Status: Fescher Bub

    2014 war das Jahr der Wurst. Ein Politikum war sie mit ihrem Mannsbart und den Modelbeinen schon vor dem Sieg beim Eurovision Song Contest gewesen, richtig los ging es aber erst dann – nicht unbedingt typisch für einen ESC-Gewinner. Wie sagte sie unter Tränen? »We are unstoppable.« Stimmt: Empfang beim österreichischen Kanzler, Handschlag mit dem UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, ein Plädoyer für die Homo-Ehe vor dem EU-Parlament, eine Show im Pariser Varieté-Theater »Crazy Horse« und ja, zwischendurch auch mal ein neues Lied. Ein Jahr nach dem 290-Punkte-Sieg ist aus dem Politikum eine massentaugliche Kunstfigur geworden, mit der man sich schmückt; Alice Schwarzer kriegte sich neulich im Fernsehen gar nicht mehr ein: »Ich mag das Subversive an Ihnen.« Conchita, die in der nunmehr weit entfernten Wirklichkeit Tom Neuwirth heißt, trägt nicht nur den schönsten Damenbart Europas, sie ist auch ein Profi. Kaum eine Frage, auf die sie keine Antwort hätte. Nur als wir sie bitten, für ein Foto mal tänzerisch Toleranz darzustellen, kapituliert sie: »Das ist das schwierigste Interview, das ich je gemacht habe.« Verständlich, dass sie sich in ihrer neuen Autobiografie Ich, Conchita auf Worte besinnt und beim diesjährigen ESC nicht tanzt, sondern moderiert.

    Fotos: Frank Bauer