Macht nicht satt, aber glücklich

Wenn sie sehr gut sind, kocht unser Autor Hans Gerlach nicht nur mit dem  Saft der Amalfi-Zitronen. Sondern auch mit dem Fleisch.

Seit Wochen will ich Angies Zitronen probieren! In ihrem Garten bei mir um die Ecke stehen in großen Terrakotta-Töpfen gleich zwei Zitronenbäume. Beide dicht behängt mit gelb und grün leuchtenden, fetten Zitronen. Die Bäumchen duften im Sommer und überstehen den Winter in einem kühlen, halbwegs hellen Raum. Ich habe selber schon versucht Zitronen zu züchten, unter ähnlichen Bedingungen – aber ohne jeglichen Erfolg. Nie konnte ich auch nur eine Frucht ernten. Naja, eine vielleicht. Dabei liebe ich Zitronen. Und wenn sie sehr gut sind, dann verwende ich nicht nur den Saft, sondern die komplette Frucht. Für meinen Zitronensalat pflückt Angie zwei ihrer gelben Kostbarkeiten, es sind wohl Amalfi-Zitronen. Ideal für einen Salat mit Zitronenschale, denn die Schale dieser Sorte schmeckt mild und nur zart bitter, das Fruchtfleisch ist aromatisch und süß-sauer. Es gibt auch andere milde Sorten, meist ist die Schale etwas dicker als bei gewöhnlichen Schrumpel-Exemplaren aus dem gelben Netz. Im Winter sind es zum Beispiel die sizilianischen Zedrat-Zitronen. Aus Menton bei Nizza kommen sehr gute Zitronen von Januar bis März. Aber Amalfi-Zitronen gibt es fast das ganze Jahr, zumindest bei guten Gemüsehändlern.

Für den Salat bitte unbehandelte Früchte nehmen. Wenn möglich sogar eine Amalfi-Bio-Zitrone auftreiben. In jedem Fall heiß waschen und gut abtrocknen. Die Schale eher etwas dicker abschälen und dann in feine Streifen schneiden oder hacken. Den inneren Teil der Zitrone würfeln, dabei die Kerne entfernen, um die flaumige Mitte herumschneiden und sehr dicke weiße Schalenreste abschneiden. Ein paar Zitronenwürfel mit den Schalenstreifen und einer kräftigen Prise Salz leicht kneten, einige Minuten ziehen lassen. Dann die restlichen Zitronenstücke untermischen und 3-4 EL Olivenöl dazugeben. Ein halber Bund grob gehackter Petersilie oder Oregano tut den Zitronen gut, ein paar Chilistücke oder grüne Pfefferkörner ebenfalls und ein ganz kleiner Hauch Knoblauch auch. Das ist keine magenfüllende Mahlzeit – aber eine sehr gute Grundlage um aus unterschiedlichem Gemüse sommerliche Zitronensalate zu zaubern. Ich mag zum Beispiel die Kombination mit gekochten Bohnen, Mangold, Möhren oder rohen Fenchelspalten. Die Grundmischung aus einer Zitrone aromatisiert etwa 400 g Gemüse. Etwas feiner gehackt passt die kleine Mischung auch als eine Art frisches Chutney zu gegrilltem Fisch und Huhn.

Angie hat mir übrigens noch das Geheimnis ihrer Zitronenpracht verraten, es scheint fast lächerlich simpel: Ab und zu düngen. Gärtnerei ich komme!