Zwischenstopp

Was verbindet die Zeit und den Sommer? Honig.

Einen guten Sommer erkennt man daran, dass es Zeithonig gibt. Man braucht dafür keine Bienen, aber ein paar Wochen frei. Und einen langen Nachmittagsschlaf, vielleicht auf der Couch im Ferienhaus, neben sich ein altes Merian-Heft (»Südtirol«). Der Garten dämmert hitzestill, kein Vogelstreit ist mehr zu hören wie im Juni, nur fern ein Mähdrescher und drinnen die Fliege, die einen in den Schlaf brummselt. Man träumt, träumt nicht mehr, wacht auf, geweckt von der Kirchglocke oder dem Knirschen von Fahrradreifen im Kies. Und da, sanft erschrocken, fasst man es mit herrlicher Verzögerung: Die Schatten sind nur unmerklich gewandert, die Birnen am Spalier noch nicht reif, nein, nein, es ist erst kurz nach vier. Das ist der Zeithonig. Süß und golden lässt er die Augusttage ineinanderfließen, bis der Sommer konturlos und ewig geworden ist. Man kann nie genug davon haben, denkt man, aber stimmt nicht. Eines Abends, wenn man die Liegestühle faltet, weil sie nachts wieder klamm werden, ist man tatsächlich ein bisschen sommersatt.

Läuft bei ihr: Automatik-Uhr »Sixties Panoramadatum« von Glashütte Original.

Foto: Myrzik und Jarisch