Es gibt Reis, Baby

Wieso schmeckt Risotto in Italien oft so viel besser als in Deutschland? Weil sie dort den besseren Reis haben. Aber das kann man ändern. 

    Risotto ist die Lavalampe unter den Gerichten. Das ruhige, gleichmäßige Rühren, das Nachschütten von Flüssigkeit, die Einfachheit der Gedanken dabei nach einem langen, anstrengenden Bürotag. Andere brauchen Yoga, Meditation, Entspannungsmassagen, Drogen - ich nur 300 Gramm Risotto, eine kleine Zwiebel, Wein, Brühe, ein Stück Parmesan und Butter.

    Schade nur, dass mein Risotto nie so gut schmeckte wie in Italien. Genauer gesagt wie bei Pina, der betagten Köchin in einem Hotelrestaurant nahe Pisa. Mein Risottoreis klebte aneinander wie ein besoffen rumknutschendes Paar auf dem Volksfest - Pinas Reiskörner dagegen hielten sanft Händchen wie zwei Teenager in der ersten Liebe. Oft hat meine Freundin, die Italienisch spricht, Pina nach dem Geheimnis ihres Risottos gefragt. Vergeblich. Ihre Rezepte nimmt sie mit ins Grab. Einmal nur gab Pina uns einen Tipp, sie zeigte uns eine Reis-Packung und sagte nur zwei Worte: »Non scuoce«. Man kann nämlich auch Risotto aus diesem Parboiled-Reis machen (die Firma De Checco kannte ich bis dahin nur für Nudeln, die deutlich besser als sind als gewöhnliche Supermarktpasta).

    Die zweite Risotto-Variante, die mir in Italien empfohlen wurde, war schwarzer Venere-Reis. Den gab es in dem kleinen Lokal »Siegi's« in dem Weindorf namens Oberplanitzing nahe Kaltern in Südtirol. Der Besitzer Christian Siegis Andergassen serviert Essen, Getränke und Geschichten, sein Sohn kocht. Als wir da waren, gab es den Venere-Reis mit Jakobmuscheln - und weil es uns so gut geschmeckt hat, drückte uns der Wirt zum Abschied eine Packung Venrere-Reis in die Hand, zum Nachkochen daheim.

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    Das Ergebnis sehen Sie im Bild rechts und es hat besser geschmeckt, als es aussah. Auf der Rückseite der Packung werden drei Zubereitungsarten empfohlen, die Risotto-Variante hat nur drei Geschmackssterne bekommen, noch besser sei kochen und dämpfen. Venere-Reis soll in China der »Reis der Kaiser« gewesen sein, dort hat man ihn offenbar schon vor 2800 Jahren angebaut, in Italien erst seit 1997. Der Reis wird wie Vollkornreis nur entspelzt und nicht geschliffen.

    Venere-Reis kann man hier bestellen (Venere), in gut sortierten, größeren Supermärkten oder italienischen Feinkostläden bekommen - oder mit etwas Glück hat Siegi noch eine Packung übrig (wenn nicht, lohnt sich der Besuch trotzdem).