Der Zauberschwamm

Egal ob die Kinder die Wand vollgekritzelt haben oder die weißen Ledersitze im Cabrio schmutzig sind: Der Thriller-Autor Sebastian Fitzek kennt einen Retter in der Not.

Wer: Sebastian Fitzek, Schriftsteller und Journalist
Was: Schmutzradierer, 4er Pack, ca. 2,49 Euro
Warum: Putz-Thrill

»Ich hatte mal einen schwarzen BMW mit schneeweißen Ledersitzen gemietet. Das sah nicht so pornomäßig aus, wie es sich jetzt anhört... aber egal – auf jeden Fall sah man natürlich jeden Fleck auf diesen Sitzen.

Weiße Sitze plus neue Blue-Jeans, habe ich schnell festgestellt, ist eine ganz schlechte Kombination. Das Leder war eingebläut und ich dachte: Jetzt bekommst du die zweite dicke Rechnung bei der Rückgabe für die Reinigung.

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An der nächsten Tankstelle habe ich den Mann an der Kasse gefragt, was ich um Gottes Willen machen soll! Erstaunlicherweise war es wirklich ein Mann, der mir den Tipp mit dem Zauberschwamm gab. Dieser Mann von der Tankstelle hat mir das Leder gerettet.

Der Zauberschwamm ist genial. Ich bin weder häuslich noch handwerklich geschickt. Dazu bin ich auch noch einer dieser nervösen on-demand-Menschen, die für alles eine Sofortlösung wollen. Der Schwamm hat sie: Da ist ein Fleck – Schwamm – bisschen Wasser – bisschen Spüli – bisschen Reiben – Fleck weg.

Am Tag der Tankstellen-Offenbarung hatte ich nicht nur neue Jeans an, sondern auch neue Chucks - plötzlich mit zwei schwarzen Streifen vorne auf der Kappe. Ich weiß, normalerweise lässt man Chucks verrotten, aber so halb verrottet, das ist ja auch nichts. Also habe ich wieder meinen Zauberschwamm gezückt, Zack, weg waren sie.

Danach habe ich das Haus nach Sachen abgesucht, die ich entfernen kann. Auf der Packung steht, man soll den Schwamm zuerst an einer unauffälligen Stelle testen. Das ist eine gute Empfehlung. In meinem Drang, den Schwamm an allem auszuprobieren, habe ich zugegebenermaßen unsere Sofaecke etwas aufgeraut und auf Autolack sollte man ihn auch nicht unbedingt anwenden.

Im Haushalt ist seither – und trotzdem – meine Aufgabe der Schwamm. Er gibt mir dieses wunderbare Aha-Erlebnis: Aha! Ich habe etwas bewirkt! Meine Frau lacht schon darüber. Aber sie kann nicht leugnen, dass der Schwamm ziemlich entspannt ist. Drei kleine Kinder kritzeln auf die weiße Wand? Normalerweise heißt das entweder Maler kommen lassen oder schlimmer: Zum Baumarkt fahren, Farbe und Pinsel kaufen, streichen. Mit dem Schwamm geht das: siehe oben.

Ich habe den Schwamm auch mittels investigativer Google-Recherche bereits entzaubert und verstehe nun auch, wie er überhaupt funktioniert. Er besteht aus einem Harz. Es quillt aber nicht zu allen Seiten Harz aus den Schwammporen, sondern beim Reiben lösen sich kleine Harzpartikel, die den Schmutz aufmischen, und mit einem Wisch nimmt man Dreck und Partikel, alles weg.

Neulich hatte ich Fotoaufnahmen für Autogrammkarten für mein neues Buch. Der Fotograf klebte die Hintergrund-Leinwand an eine Tür und bekam schließlich die Kleberreste nicht mehr ab. Ich zog meinen Schwamm aus der Tasche... Der Rest lässt sich leicht rekonstruieren: Danach lief die gesamte Crew zur nächsten Drogerie, um sich auch einen zu besorgen.

Abgesehen von seiner reinigenden Kraft befeuert der Schwamm auch meine Fantasie. Die Vorstellung, ich könnte damit Menschen auf Fotos einfach wegradieren und sie würden dadurch auch aus meinem realen Leben verschwinden – Literaturkritiker zum Beispiel. Herrlich. Vielleicht ist mein nächster Thriller jetzt keine große Überraschung mehr.«

Sebastian Fitzeks neuer Thriller »Das Joshua-Profil« erscheint am 26. Oktober