Brühwarm

Sie mögen Bier als kühle Erfrischung? Dann sehen Sie die Sache vielleicht etwas einseitig. 

Wer warmes Bier trinkt, ist üblicherweise entweder erkältet (wobei der medizinische Nutzen unklar ist) oder wegen eines Stromausfalls dazu gezwungen. Oder, drittens, er befindet sich auf einem Weihnachtsmarkt. Die warmen Biervarianten, die dort neuerdings angeboten werden, waren früher recht verbreitet. Schon vor mehr als hundert Jahren tauchten Schmiede glühendes Eisen für ein paar Sekunden in bitteres, dunkles Bier. So karamellisieren die lakritzartig schmeckenden Malze im Bier, und es schmeckt süßer. Das nennt sich »Bierstacheln«. Auch Glühbiere kann man nun oft wieder bestellen, erhitzte Biermischungen, die ebenfalls süßlich schmecken.

Derzeit kreist die Welt des Alkohols sowieso ums Bier: Bars, Kneipen und Restaurants haben Craft-Beer entdeckt. Damit sind Biere von unabhängigen Brauern gemeint, die in kleinen Mengen traditionell herstellen. So bieten viele Lokale nicht mehr nur Pils und Helles, sondern auch Pale Ale oder Stout sowie Biere aus Hinterhofbrauereien. Es gibt Spezialgeschäfte wie Biervana in München und viele Craft-Beer-Onlinegeschäfte mit Hunderten internationalen Bieren. Auch Getränkemärkte haben mittlerweile eine gute Auswahl solcher Biere im Sortiment. Und mit dem Craft-Beer leben auch die Glühbier- und Bierstachel-Rezepte wieder auf.

Mit einem Bierstachel bildet sich eine lauwarme Schaumkrone, das Bier darunter bleibt jedoch kalt und süffig. Bierstachel sind günstig im Internet zu bestellen, etwa bei bukanter.de. Der Metallstab mit Kugelspitze wird mit einem kleinen Küchengasbrenner, einem Bunsenbrenner oder über der Flamme eines Gasherds zwei bis drei Minuten lang erhitzt, bis er rot glüht, dann für etwa fünf Sekunden in ein mit wenig Schaum eingeschenktes Bier getaucht, etwa in ein Stout (ein obergäriges, fast schwarzes Bier). So entsteht eine lauwarme, cremefarbene Schaumkrone von etwa zwei Zentimetern Höhe. Ein Schuss Portwein macht sich gut darin.

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Für gestacheltes Bier sind keine Rezepte vonnöten, aber beim Glühbier helfen sie dabei, auf den Geschmack zu kommen. Für die Rezepte auf dieser Seite erwärmt man alle Zutaten in einem kleinen Topf und gießt die Mischung in hitzebeständige Gläser. Oder man erhitzt das Glühbier im Glas vorsichtig mit dem Milchschaumdüsen-Arm einer Kaffeemaschine. Wer unsere Rezepte in größeren Mengen umsetzen will, rechnet alle Zutaten auf die Flaschengröße hoch: Sind im Rezept 100 Milliliter angegeben, und in der Bierflasche sind 350 Milliliter, multipliziert man alle Zutaten mit 3,5. Viele Rezepte funktionieren auch mit klassischen Bieren – wir haben, wo möglich, eine heimische Alternative angeboten.

Rezepte:

Picon Brassée

100 ml Brown Ale,
etwa Tilmans Brown Ale (alternativ: Helles oder Pils)
30 ml Amer Picon
70 ml frisch gepresster Grapefruitsaft
1 Barlöffel HonigChamomile Toddy

120 ml saures Lambic Bier,
etwa Lindemans - Gueuze Lambic Beer (alternativ: Berliner Weiße)
60 ml Ferdinand’s Quince Gin
60 ml frisch gebrühter Kamillentee

Hot Stout Punch

100 ml Imperial Stout, etwa Schönramer Imperial Stout (Alternative: Guinness)
20 ml dunkler, kräftiger Rum, etwa Zacapa 23
15 ml frisch gepresster Limettensaft
15 ml frisch gepresster Orangensaft
15 ml Grenadine
60 ml klare Zitronenlimonade

SZ-Magazin GLÜHCUP

50 ml Eisbock, etwa Aventinus Eisbock
50 ml Kirsch Lambic Bier, etwa St. Louis Premium Kriek
10 ml fassgelagerter Zwetschgenbrand, etwa Reisetbauer
1 Barlöffel Luxardo
Maraschino Likör

Bayerisch Winter Cup

60 ml Weizen Pale Ale, etwa Bayerisch
Nizza Wheat Pale Ale - (alternativ: Weißbier)
40 ml naturtrüber Apfelsaft
40 ml White Port Extra Dry, etwa Burmester
4 Spritzer Sexy Bitters
KSR Munich

Rezepte: Klaus St. Rainer und Maximilian Hildebrandt (»Goldene Bar«, München) für das SZ-Magazin     

Foto: Mierswa & Kluska