Blonder Alarm

Heidi Klum ist attraktiv, lacht gern und gibt überhaupt Vollgas. Warum fällt es trotzdem so schwer, sie gernzuhaben?

Ach, die Heidi. Die ist so natürlich geblieben! Ein Kumpeltyp. Macht alles mit: Als Nordrhein-Westfalen seinen Sechzigsten feierte, hat Heidi dem Bundesland sofort einen kleinen Gratulations-Videoclip zur Verfügung gestellt, in dem sie in 26 Sekunden fünfmal die Worte »Bergisch-Gladbach« sagte – und sonst nicht sehr viel Sinnvolles. Technisch anspruchsvoll.

Und wenn sie für ihre Werbepartner anschaffen geht, mit einem VW durch die Gegend saust, bei McDonald’s Burger isst, ihre Haare mit Taft festsprüht, sich Katjes-Schlickerzeug zwischen die Zehen klemmt, bei SPAR einkauft, ihre Beinstoppeln mit Braun-Elektro-geräten stutzt, die Modelbeine in Jordache-Jeans verpackt und schnell noch ein Paar Birkenstocks mit Strass-Steinchen beklebt, dann wirkt sie fast, als würde sie ihren Körper nur aus Jux und Freizeitvergnügen zur Riesenwerbefläche stilisieren (und nicht eurocentgenau kalkuliert und mit exaktem Wissen um ihr Verfallsdatum agieren). (Lesen Sie auf der nächsten Seite: Heidi-Autogramme gibt es seit einiger Zeit nur noch mit einer »fälschungssicheren« Plakette aus Gießharz)

Meistgelesen diese Woche:

Nur in ihrer Fernsehshow kann die Frau, die Meldungen auf ihrer Homepage mit »Alles Liebe, Heidi« unterschreibt, auch anders. Da steht sie vor den armen, hübschen, dünnen Mädchen, die total erledigt vom Staksen und Posieren sind, und ihre Augen bekommen diesen leicht abwesenden Blick, der sich nur zum Teil damit erklärt, dass sie Mühe hat, ihre auswendig gelernten Texte zu sprechen. Heidi starrt durch die bibbernden Lenas und Jennifers hindurch, selbst ein Geschöpf der perfekten Karriereplanung, und gibt Ratschläge wie eine Erzieherin. Ihre kühle Strenge lässt einen schaudernd an eine Gouvernante denken, an die Grande Dame eines öffentlichen Hauses, die ihre Zöglinge ins wahre Leben entlässt.

Ab und zu lächelt sie, aber nicht so nett wie im Karneval an der Seite ihres Gatten Seal, sondern kalt, als denke sie gerade an ihre Steuerabrechnung. Und dann lässt sie die Teens warten, warten, warten, weidet sich zusammen mit den Zuschauern an der Angst der Mädels, um den Augenblick der Erlösung – »Du bist weiter!« oder »Leider… reicht es nicht« – noch besser auskosten zu können. Und vor allem: dem Sender ProSieben möglichst lange und feuchte Heulbilder zu garantieren.

Ja, Heidi hat etwas übrig für ausgefeilte Inszenierung. Vielleicht hat sie das von ihrem Manager: Vater Günther Klum. Der schützt das Produkt Heidi nicht nur mit wütenden Briefen an kritische Medien, sondern hat sich auch was Besonderes ausgedacht: Heidi-Autogramme gibt es seit einiger Zeit nur noch mit einer »fälschungssicheren« Plakette aus Gießharz mit dem Heidi-Klum-Logo. Dem Heidi-Siegel. Oder wie Amerikaner sagen würden: the Heidi-Seal.

Hier geht es zu Bruce Darnell - der "besseren Heidi".