Parsifal im Campingbus

Klaus Florian Vogt zählt international zu den erfolgreichsten Tenören. Doch die Welt der Fünf-Sterne-Hotels und edlen Restaurants meidet er – der Sänger fährt lieber im Wohnmobil von Opernbühne zu Opernbühne.

Wenn er als Gralsritter Lohengrin auf den bedeutendsten Opernbühnen der Welt steht, singt er: »Nie sollst du mich befragen, woher ich kam der Fahrt, noch wie mein Nam' und Art!«, ansonsten sagt der Startenor Klaus Florian Vogt ganz offen, woher er kommt und wie er hierher gelangt ist: aus einem Kaff im Kreis Dithmarschen, Schleswig-Holstein, und mit dem Campingbus.

Klaus Florian Vogt zählt zu den erfolgreichsten Tenören weltweit, vor allem als Wagner-Sänger und Heldentenor gibt es wenige in seiner Liga, eigentlich nur noch Jonas Kaufmann und den kann man sich eher nicht so gut im aufklappbaren Campingstuhl beim Frühstück vorstellen. Gerade singt Vogt bei den Bayreuther Festspielen den Parsifal in einer religionskritischen Neuinszenierung. Seine Kollegen fliegen Businessklasse und steigen in 5-Sterne-Hotels ab, Vogt fährt jeden Sommer wieder von Festival zu Festival, nach München, Bayreuth, Salzburg oder Paris, parkt am Campingplatz, holt seinen Roller aus dem Bauch des acht Meter langen Wohnmobils und saust damit zu den Proben und Aufführungen. In Bilbao hat er hoch oben auf einer Klippe mit Blick auf die Biskaya geparkt, in Barcelona direkt am Meer, in Paris am Stadtrand.

Warum er das macht? »Weil ich gern in Bewegung bin«, sagt er. Ihm gefalle es eben, wenn sich sein Leben alltäglich anfühle, wenn er wie ein ganz normaler Angestellter zur Arbeit pendeln und in das Leben der Menschen vor Ort eintauchen könne. Schon als Junge ist Vogt so mit seinen Eltern in Urlaub gefahren, mit 18 legte er sich seinen ersten VW-Bus zu, das aktuelle Wohnmobil ist sein fünftes. Auf 18 Quadratmetern hat Vogt alles, was er braucht: im Heck ein großzügiges Bett, Bad und Dusche mit Warmwasser, eine Küche mit Herd und Backofen, dazu Schübe, Ablagefächer, Stauraum, sogar eine kleine Bibliothek, ein Fahrrad und seine Hanteln. Auf dem Dach eine Solaranlage und eine Satellitenschüssel.

Meistgelesen diese Woche:

Vogt singt »mit der Reinheit und Innigkeit, die staunen macht vor Glück«, schrieb ein Kritiker der FAZ mal über ihn. Vogts Weg war von Anfang an ungewöhnlich: Begonnen hat er als Hornist am Staatsorchester Hamburg, kam sich aber vor wie ein Beamtenmusiker und entdeckte dann durch einen lustigen Zufall seine geniale Stimme. Es folgte: eine Weltkarriere.

Lesen Sie das ganze Porträt mit SZ Plus:

Der Asphalt-Cowboy

Klaus Florian Vogt ist Opernstar, Heldentenor und einer der bedeutendsten Wagner-Sänger unserer Zeit. Im Moment rast er wieder zwischen sämtlichen Opernbühnen hin und her - im Campingbus. Wir haben ihn begleitet

Foto: Gettyimages / Johannes Simon