O – Orangen

Die heiligen drei Könige hatten keine Apfelsinen im Gepäck. Denn die chinesischen Äpfel kommen aus dem Himalaya und wurden zur Zeitenwende vor allem in China angebaut. Orangenzüchter nannten ihre Bäume »goldköpfige Sklaven«, sie schickten die schönsten Früchte chinesischen Kaisern und Mandarinen. Nachdem portugiesische Seefahrer im frühen 16. Jahrhundert Orangenbäume nach Europa brachten, wurden sie auch hier zum Ziel adeliger Begierden. In barocker Gartenplanung spielen Orangerien eine wichtige Rolle als repräsentatives Gegenüber zum Schloss. Sogar kommunistische Herrscher der nahen Vergangenheit bauten Orangerien: Ein schönes Beispiel aus Beton steht bei Marschall Titos Sommerresidenz im slowenischen Bled. Die Villa Bled ist heute übrigens ein sehr empfehlenswertes Luxushotel.

Wenn Sie Sehnsucht nach den duftenden Bäumen verzehrt, Sie sich aber keine Orangerie bauen wollen, dann müssen Sie reisen. Am einfachsten ist eine Reise in die Pfalz an die deutsche Weinstrasse, wo die dreiblättrige Bitterorange im Freien überlebt. Ihre Früchte duften angenehm, sie sind aber leider ungenießbar. Trotzdem ist die relativ frostfeste Poncirus trifoliata bei Züchtern beliebt, als robuste Unterlage für das Aufpfropfen von Edelreisern wohlschmeckender, aber empfindlicher Sorten. Meine Lieblingsorangen sind die herb-aromatischen Blutorangen Moro, Tarocco und Sanguinello aus Sizilien. Moro ist die früheste der Sorten, Sanguinello die späteste, im Moment gibt es sie alle drei. Warum sind diese Orangen so dunkel? Es liegt an den Sorten und am Klima. Orangen färben sich erst orange oder rot, wenn die Unterschiede zwischen den Tag- und Nachttemperaturen groß genug sind. In Ländern mit geringen Temperaturschwankungen wie Indien, Brasilien oder Vietnam bleiben auch reife Orangen grün. Am Ätna schwanken die Temperaturen in den Orangenhainen stark genug um die Früchte dunkelorange zu färben, ohne dass es dabei gefährlich kalt wird.

Falls Ihre Kinder vom Dreikönigssingen Orangen mit nach Hause bringen, spielen Sie ein Spiel mit ihnen - das Orangenorakel: Wie viele Schnitze sind in der Frucht? Entfernen Sie (heimlich) den Stielansatz der Orange, darunter sehen Sie einen ungefähr fünf Millimeter großen Ring aus 10-14 kleinen Noppen, jede Noppe ist die Spitze eines Fruchtsegments. Zählen Sie die kleinen Punkte um die Zahl der Schnitze in der geschlossenen Orange zu prophezeien.

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ORANGENKUCHEN MIT ORANGENSALAT
Mit den Fingerspitzen 250 g Mehl mit 180 g kalter Butter, 1 Prise Salz und 60 ml Wasser verkrümeln. Zu einem Teig kneten, nach 30 Min. ausrollen. Eine gebutterte, mit Mehl bestäubte Springform (26 cm) damit auslegen. Backpapier über den Teig legen, mit getrockneten Bohnen beschweren, bei 180 Grad Umluft 25 Min. backen. Für die Füllung 500 g Ricotta (oder Quark) mit 1 EL Vanillezucker, 3 EL Grieß, der geriebenen Schale von 3 Orangen, 2 EL Orangenlikör, 3 Eigelb und 70 g geschmolzener Butter verrühren. 3 Eiweiß mit 125 g Zucker steif schlagen, unter die Quarkmasse heben. Den Teig aus dem Ofen nehmen, Papier und Bohnen entfernen. Füllung in die Form gießen, 45 Min. backen. Orangen mit einem scharfen Messer so schälen, dass dabei die weiße Haut entfernt wird, die Früchte in Scheiben schneiden, mit Likör oder Orangensirup beträufeln und als Fruchtsalat dazu servieren.

Gerlachs Online-Rezept:
VANILLE-ORANGENSIRUP

Mit diesem Sirup können Sie Erdbeeren oder andere Früchte marinieren, oder Sie trinken es mit Wasser und Eis - mit oder ohne Rum.
3-5 Vanilleschoten der Länge nach halbieren, das Mark mit einem Messerrücken herauskratzen. Von einem Kilogramm Orangen 2-3 Orangen waschen und dünn schälen, den Saft aller Orangen auspressen, 600 ml abmessen.
Vanillemark und –schoten mit Orangensaft und -schalen, 100 ml Zitronensaft, 1 TL Lavendelblüten und 600 g Zucker in einen Topf geben. Zum Kochen bringen, 5 Min. bei milder Hitze kochen und durch ein Sieb gießen. 100 ml Orangenlikör (für Kinder weglassen) ins Sirup gießen, noch einmal kurz aufkochen. Die ausgekochten Vanillestangen in sterilisierte Flaschen oder Gläser stecken, mit dem heißen Sirup füllen und verschließen. Kühl und dunkel lagern.
Tipp:
Vanilleschoten sind toll, aber teuer – Sie können die Schoten (notfalls) durch 5 Btl. echten Vanillezucker ersetzen.