Jane Birkin

»Ich bin gegen die Todesstrafe auf die Straße gegangen. Gegen den Willen von Serge. Er dachte, es könnte dem Erfolg unserer Musik schaden«

Jane Birkin, 61, war das Sexsymbol ihrer Zeit (»Je t’aime«). Die Sängerin und Schauspielerin lebt in Paris und hat drei Töchter von drei Männern. 2007 hat sie mit ihrem Film »Boxes« ihr Regiedebüt in Cannes gegeben.
SZ-Magazin: Frau Birkin, in Ihrem letzten Film Boxes beschäftigten Sie sich mit den Träumen Ihres Lebens und was aus ihnen geworden ist. Dürfen wir fragen, wovon Sie 1968 geträumt haben?
Ich war verliebt in John Barry, den Filmkomponisten, und wollte unbedingt Mutter werden. Ich habe die Beatles und die Rolling Stones getroffen und war Zeuge einer Zeit, in der auch arme Mädchen plötzlich elegante Miniröcke trugen.

Waren denn die Veränderungen in der Mode auch ein Spiegel der gesellschaftlichen Aufbruchstimmung?
Ja, ich denke, dass 1968 vor allem in England eine kulturelle Revolution nach sich zog. Obendrein waren schöne Klamotten nun nicht mehr ein Privileg reicher Französinnen. Röcke kosteten nur noch ein paar Pfund, das konnten sich auch arme Engländerinnen leisten. Man musste nicht mehr aristokratisch sein, um schick zu sein oder berühmt zu werden. Haben Sie damals demonstriert?
Ich habe für die Freiheit demonstriert, dass Frauen sich kleiden können, wie sie wollen. Außerdem bin ich in England und später auch in Frankreich gegen die Todesstrafe auf die Straße gegangen. Übrigens gegen den Willen von Serge: Der dachte, dass mich das unbeliebt machen und dem Erfolg unserer Musik schaden könnte.

Serge Gainsbourg war mehr mit seiner Musik beschäftigt als mit den politischen Kämpfen dieser Jahre?
Genau. Mich haben nicht meine Männer inspiriert, mich zu engagieren, sondern mein Vater. Von klein auf hat er mich gelehrt, gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen. Doch erst seit den Neunzigerjahren bin ich wirklich politisch aktiv: Ich singe zum Beispiel für Amnesty International und habe einen Kurzfilm zum Thema Aids gedreht.

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Was ist von den 68er-Idealen übrig geblieben?
Nicht viel. Sehen Sie sich Sarkozy an: Geld ist ihm wichtiger als Gerechtigkeit. Die einzige Person aus der Reihe der Politiker, die ich bewundere, ist Angela Merkel, weil sie der Regierung in China ihre Meinung gesagt und den Dalai-Lama umarmt hat. Da habe ich die Deutschen zum ersten Mal in meinem Leben beneidet!

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