Unten ohne

Kristen Stewart übt sich in bekleidungstechnischer Reduktion. Wird der »Ohne-Hose-Trend« sich flächendeckend durchsetzen?

Nie ist es schwieriger, sich meteorologisch passend zu kleiden, als zwischen den Jahreszeiten. Während Modepragmatiker dann auf die leidenschaftslose Übergangsjacke schwören, versuchte es Kristen Stewart vergangenen Dienstag in New York mit einem gewagteren Ansatz: Um eine ausgewogene Frischluftzufuhr sicherzustellen, verzichtete sie zum hochgeschlossenen Shirt und schwarzen Blazer auf jedwede Beinbekleidung.

Ähnliches haben wir in den letzten Monaten schon häufiger gesehen. Doch während Celebrities wie Rihanna, Kendall Jenner oder Rita Ora begeistert dem sportlichen Ohne-Hose-Trend frönen und in ihrer Freizeit übergroße Sweat- und T-Shirts zu nackten Beinen kombinieren, zeigt Stewart in ihrem eleganten Doppelreiher beim offiziellen Pressetermin eine viel angezogenere Version des Looks. Hat sie sich in der Limo einen Kaffeefleck zugezogen oder steckt hinter dem Unten-ohne-Vorstoß sogar eine tiefere Absicht?

Womöglich ist Stewart zu schauspielerischen Trainingszwecken der New Yorker Performancegruppe Improv Everywhere beigetreten ist, die unter anderem jedes Jahr zum internationalen »No Pants Subway Ride« aufruft.

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Oder aber sie outet sich hier als Anhängerin des Minimalismus. »Weniger ist mehr« erfreut sich ja in den vergangenen Jahren zunehmender Popularität, man denke nur an diese Flut an Reduktions-Lektüren mit dem Motto Simplify your life. Dafür spricht auch ein weiteres Outfit Stewarts: Schon einen Tag vorher betrat sie den roten Teppich mit einem doppelreihigen Blazer – diesmal mit Hose, dafür aber aufgeknöpft und ohne Shirt.

Modegeschichtlich ist das Weglassen seit jeher eine mächtige Geste. Über die weibliche Befreiung von starren Reifröcken und Korsetts gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts bis zu aktuellen Themen wie dem Verzicht auf BHs, Socken oder Make-up sorgten abtrünnig gewordene Kleidungsstücke gelegentlich für eine Revolution, andere nur für Stinkefüße. Ob sich die Hose als Optional-Kleidungsstück eignet und sich »unten ohne« dauerhaft auf dem roten Teppich durchsetzen können, beweifeln wir.

Doch schon Antoine de Saint-Exupéry sagte: »Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.« So gesehen hat Kirsten Stewart alles richtig gemacht. Was aber, wenn ihr nun doch zu warm wird?

Wird getragen mit: Gut rasierten Beinen, blickdichter Unterhose
Wird getragen von: Rihanna, Kendall Jenner, Rita Ora, Hailey Baldwin und weiteren weiblichen U30-Promis
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Fotos: AP, Xposure/ AKM-GSI