H - Heterosexualität

Einer der vielen Fritzchen-Witze, mit denen man sich in der Bild am Sonntag 20 Mark verdienen konnte, ging so: "Ich sehe keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen", erklärt Fritzchen. "Hinten sehen sie gleich aus und vorne passen sie zusammen." Wenn Sex für Sie nach dem Steckspiel-Prinzip im Geiste Fritzchens funktioniert, sind Sie vermutlich heterosexuell. Wenn Sie das auch noch witzig finden und gerade ertappt gekichert haben, sind Sie es ganz bestimmt.

Damit sind Sie nicht zwingend in guter, zumindest aber in großer Gesellschaft. Die Mehrheit der Menschen liebt heterosexuell – je nach Studie zwischen 80 und 99 Prozent. Wobei der Lesben- und Schwulenverband eher dem ersten Wert zuneigt, die katholische Kirche eher dem zweiten.

Dass Sie Ihre Veranlagung beim Namen nennen können, verdanken Sie übrigens dem österreichischen Journalisten Karl Maria Kertbeny. Der soll sich das Wort "Heterosexualität" angeblich um 1868 ausgedacht haben – allerdings nur, weil er zuvor das Wort "Homosexualität" erfunden hatte und einen Gegenpol brauchte.

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Da Sie nun also wissen, wie Sie gepolt sind: Was machen Sie jetzt damit? Kinder? Orthodoxe Biologen sehen darin den einzigen Sinn des Sexualtriebs: Fortpflanzung, Erhaltung der Art, Verschmelzen von Spermium und Ei, Chromosomenparty, Mitose, Meiose. Igitt.

Dass Sex vor allem auch Spaß macht, hat sich im Heterosexuellenmilieu erst in den Siebzigern flächendeckend herumgesprochen. Das dann aber so nachhaltig, dass Sex heute vor lauter Allgegenwart schon wieder langweilt: Selbst der Stern druckt Titten nur noch bei Gesundheitsthemen auf den Titel.

Zwei Bilder fallen heterosexuellen Menschen beim Stichwort „sexuelle Freiheit“ sofort ein: die Arschparade der Kommune 1 und der Pillenknick in der Geburtenkurve. Ein paar Haschrebellen aus Berlin-Moabit und die Pharmaindustrie.

Über solche Befreier können wir Homosexuellen, die wir seit Menschengedenken biologisch sinnlose Sexualität praktizieren, nur müde lächeln. Ohne uns wäre Ihnen das mit dem Spaß womöglich nie aufgefallen.

Wie ich nach dieser steilen These jetzt wieder geschmeidig aus dem Text rausrutsche, habe ich gerade meine Mitbewohnerin gefragt. Sie schlägt vor, Fritzchen mit schwuler Weisheit zu antworten: "Was nicht passt, wird passend gemacht." Gefällt mir.