»Wir sind reich und sexy«

München wächst und wächst. Wird die Stadt irgendwann an ihrem Erfolg zugrunde gehen? Das SZ-Magazin hat 21 prominente Münchnerinnen und Münchner eingeladen, um über die Zukunft der Metropole zu streiten, darunter Christian Ude, Uschi Glas und Kardinal Marx. Es wurde ein hitziges Gespräch.

    Nicht nur auf dem Münchner Wohnungsmarkt ist es inzwischen eng geworden – bei schönem Wetter gilt dasselbe für den Isarstrand.

    München boomt. Heute leben 300.000 Menschen mehr in und um München als noch 2005 - vor allem dank der brummenden Wirtschaft, München gilt als wachstumsstärkste Metropolenregion in Deutschland. Jeder merkt es an vollen S-Bahnen, Geschiebe in der Fußgängerzone und einem ächzenden Wohnungsmarkt. Gleichzeitig hat der Boom die Kulturszene revitalisiert, sorgt für zahlreiche neue Läden und Restaurants, für neue Infrastrukturprojekte. Und es wird so weitergehen: Auch für die kommenden Jahrzehnte wird der Stadt München und Umgebung ein starkes Wachstum vorausgesagt.

    Um zu besprechen, wo München heute steht und wie es mit der Stadt weitergehen soll, hat das SZ-Magazin prominente Münchnerinnen und Münchner zur großen Diskussionsrunde geladen. Schauspielerin Uschi Glas, Kardinal Reinhard Marx und Ex-OB Christian Ude kamen genauso wie Filmproduzent Oliver Berben, Model Sara Nuru und der frühere Fußballer Thomas Hitzlsperger. Auch Markus Söder, Kultwirtin Gerti Guhl, der Amazon.de-Geschäftsführer Ralf Kleber und viele andere waren dabei - insgesamt kamen über den Tag verteilt 21 Gäste.

    Man traf sich im »Garden Salon«, einem Nebenzimmer im Hotel Bayerischer Hof. Elf Stunden lang kamen und gingen die Gäste, es wurde in ständig wechselnder Besetzung geredet und gestritten, etliche Kannen mit Kaffee machten die Runde, etliche Tabletts mit Häppchen wurden geleert. Mehrere Gäste, die eigentlich nur kurz vorbeischauen wollten, blieben wesentlich länger als geplant, einer, der Kulturmanager Till Hofmann, kam sogar nochmal zurück, nachdem er sich eigentlich schon verabschiedet hatte.

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    Und worum ging es nun? Um den Immobilienmarkt, den Isarstrand, die Menschenmassen auf der Wiesn, das Sterben der Künstlerkneipen, den Amoklauf vom letzten Sommer, die Willkommenskultur, die Arroganz der Münchner Eliten und hungernde Kinder inmitten des Reichtums. Wir haben erfahren, was die Poller an der Theresienwiese gekostet haben, wie viel Miete man für einen Kran zahlen muss, der ein ganzes Schiff hochheben kann, wann zum ersten Mal eine Muslima im Frauendom in einem Gottesdienst ein Gebet gesprochen hat und an welchem habituellen Merkmal Kardinal Marx Münchner von Berlinern unterscheidet. Und wir haben viele starke Sätze gehört, Sätze wie: »München fehlt das Dreckige« - »Wir sind reich und sexy« - »Es gibt in München eine gewisse Selbstzufriedenheit der materiell Erfolgreichen, die befremdlich ist« - »Das geistige Leben dünnt aus« - »Wenn man hier scheitert, ist es viel schlimmer« - »Ein Flagschiff der Gentrifizierung ist die Süddeutsche Zeitung«. Aber wer hat's gesagt?

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    "Hier spielt Status schon eine erstaunliche Rolle"

    München zieht Menschen magisch an und bietet zu wenig bezahlbaren Wohnraum. München steckt voller Kreativität und weiß oft nicht, wohin damit. München ist eine Weltstadt und doch für immer ein Dorf. Was soll man von München halten? Ein Stadtgespräch.

    Diskussionsrunde im Bayerischen Hof: Am Kopfende des Tisches sitzen der Theaterintendant Matthias Lilienthal und Susanne Schneider (SZ-Magazin), links sind der Kulturmanager Till Hofmann und das Model Sarah Brandner zu sehen, rechts die Moderatorin Sabine Sauer, Lara Fritzsche (SZ-Magazin) und am Bildrand der Veranstalter Daniel Hahn.

    Foto: dpa; Markus Burke