Hausbesuch bei Leonard Cohen

In den Sechzigerjahren lebte der kanadische Sänger auf der griechischen Insel Hydra. Sein Haus können Touristen heute besuchen. Es lässt Cohen in einem neuen Licht erscheinen.

Leonard Cohen (Zweiter von links) und seine Muse Marianne Ihlen (mit Baby) auf Hydra.

Als Leonard Cohen auf Hydra ankam, leuchtete ihm das Kalkweiß der Kapitänshäuser entgegen, vor dem grauen, hohen kahlen Fels. Das ägäische Licht kennt keinen Weichzeichner, es lässt alle Kanten scharf hervortreten. Cohen, der die Dunkelheit in seiner Seele spürte, verliebte sich in dieses Licht, und bald auch in die junge Norwegerin Marianne, die ihm auf der griechischen Insel zur Gefährtin wurde. Mit ihr und Freunden aus der Künstlerkolonie, die Hydra in den Sechzigerjahren für sich entdeckten, traf er sich bei »Katsikas«, einem Kafenio am Hafen, das heute »Roloi«, die Uhr, heißt und vom Kirchturm beschützt wird. An seine Mutter schrieb der Kanadier, der schon ein Dichter war, aber noch kein Album veröffentlicht hatte, wie sehr er die »musical voices« der Händler und der Esel schätze.

Esel und Mulis sind noch heute die wichtigsten Transportmittel auf der zwanzig Kilometer langen und vier Kilometer breiten, autofreien Insel. Sie schleppen duldsam das Gepäck der Touristen über die steilen, ausgetretenen Marmorstufen, durchs Gassengewirr, nach oben. Der Eselführer hat Sack und Schäufelchen dabei, alle Hinterlassenschaften der Tiere werden sofort weggefegt. Hydra ist nur noch im Winter, wenn feuchte Kälte in die Steinhäuser einzieht, Zuflucht für Einsamkeitssucher. Im Sommer liegen hier die Yachten reicher Athener und die Boote des maritimen Jetsets Rumpf an Rumpf. Für die von strengstem Denkmalschutz bewahrten Häuser der Hydrioten werden eher 1,5 Millionen Dollar verlangt, nicht 1500. So viel zahlte Cohen. Für drei Nächte in einem Hotel - mehr braucht es nicht, um Cohens Geist nachzuspüren - reicht heute ein Drittel dieser Summe. Sein Haus gehört noch seiner Familie. Als er 2016 starb, legten Fans Blumen vor die Tür. Um es zu erreichen, steigt man vom »Café Roloi« auf, der Ort ist wie ein Theater in den Fels gebaut. Hält man sich danach rechts, läuft man bald durchs freie Hügelland. Man geht am besten bis nach Vlychos, einer Fischerbucht, und bleibt, bis die Sonne untergeht.

SCHLAFEN
Hafennah, Biedermeier-Charme, Frühstück im Garten: Hydroussa Hotel, DZ ab 100 Euro.

Meistgelesen diese Woche:

ESSEN
Marina’s Taverna in Vlychos, Tel. 0030/22980/524 96 – frischer Fisch vom Grill und griechische Hausmannskost, unverbaubarer Blick aufs Meer.

ANSONSTEN
Eselstaxi. Für Personentransport und Gepäck. Schwindelfreiheit von Vorteil.

Foto: James Burke/Getty Images