»Welcher Tropf glaubt noch, es gäbe keinen guten Gesang im Schlager?«

Bekannt wurde der Musiker Götz Alsmann als Moderator von »Zimmer frei«. Unter dem Pseudonym Professor Bop hatte er schon seit 1985 eine eigene Radiosendung, die sich - natürlich – um Musik dreht. Hier seine sieben Lieblingssongs.

    1) Harlem Nocturne - Johnny Otis
    »Johnny Otis, ein griechisch-stämmiger Amerikaner, verbrachte sein ganzes Musikerleben als Teil der schwarzen Musikszene und war einer der letzten Big-Band-Gründer der Swing-Ära. Nach seinem Debut-Hit mit »Harlem Nocturne« mußte er, wie so viel andere, sein Orchester abspecken, denn das große Big-Band-Sterben hatte eingesetzt. Also verkleinerte er seine Combo, konzentrierte sich auf Blues und Boogies, nickte dem Elektrogitarristen aufmunternd zu und wurde so zu einem er Urväter des Rock & Roll. Als Schlagzeuger, Vibraphonist, Sänger, Produzent und Songschreiber war er für einige der größten Hits des klassischen Rhythm & Blues und frühen Rock & Roll verantwortlich, allen voran »Hound Dog« (im Original von Big Mama Thornton). Nebenher war er ein populärer Rundfunk-DJ, Gastgeber einer Fernsehshow, Besitzer mehrerer Schallplattenlables und ein erfolgreicher Hochseefischer sowie ein Papagaien-Züchter von Rang. Er gründete eine eigene Kirche und engagierte sich für schwarze Kommunalpolitiker. In seinen letzten Lebensjahrzehnten betätigte er sich zudem gemeinsam mit seinen Söhnen als Öko-Farmer. Es gab halt immer was zu tun. Nie hat er mit dem Musizieren aufgehört. Ein Vorbild in jeder Hinsicht.«


    2) Dans mon ile - Henri Salvador

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    »Als Joao Gilberto 1957 einfach nicht mehr wusste, wie er die neuen brasilianischen Popsongs singen sollte, speziell die aus der Feder seines Freundes Antonio Carlos Jobim, zog er sich für eine Weile aufs Land zurück und suchte nach Inspiration. Er fand sie in dieser Aufnahme des karibisch-französischen Chansonniers und Gitarristen Henri Salvador (1917 - 2008). Gilberto imitierte Salvadors Vokalstil und fertig war er, der Bossa Nova. Selbst in Brasilien verehrt man Henri Salvador, einen Songpoeten, Komiker und großartigen Jazzer (er war in jungen Jahren u.a. Schüler von Django Reinhardt) heute als einen der Taufpaten dieser einzigartigen Musikrichtung. In Frankreich gilt er sowieso als Nationalheiliger. Noch im Jahre 2000 brachte er mit seinem Album »Chambre avec vue« ein Millionseller-Album heraus. Die Single »Jardin d'hiver« wurde ein internationaler Hit für den 83jährigen. Natürlich: ein Bossa Nova. Auxch er: ein Vorbild in jeder Hinsicht!«


    3) We Like Birdland - The Satellites

    »Joey D'Ambrosia war 1954/55 der Saxophonist bei Bill Haley & The Comets und sein One-Note-Saxophonspiel ist auf den frühen Haley-Hits wie »Rock Around The Clock« und »Shake Rattle And Roll« zu hören. Nachdem er im November 1955 mit zwei Kollegen die Comets verlassen hatte, spielte er ein paar Jahre bei den einigermaßen legendären Jodimars und gründete schließlich 1959 eine neue Band in seiner Heimatstadt Philadelphia, »The Satellites«. Ihr »We Like Birdland«, die Coverversion einer Nummer des New Orleanser R&B-Künstlers Huey »Piano« Smith war zwar nie ein Hit, wurde aber über die nächsten Jahre mehrfach veröffentlicht - sogar in einigen europäischen Ländern herausgebracht, darunter Belgien und Italien. Dennoch wollte niemand diese extraordinär gelungene Platte erwerben und sie geriet völlig in Vergessenheit. Jetzt endlich wurde das Stück auf »Down At The Ugly Men's Lounge Vol.1« wiederveröffentlicht. Wurde auch Zeit.«


    4) Ciao Ciao Ciao - Johnny Ritter

    »In jedem europäischen Land gab es in den 50er jahren mindestens einen niedergelassenen erfolgreichen US-amerikanischen Entertainer, den die Einheimischen ins Herz geschlossen hatten. In Italien war das Johnny Ritter, ein jungenhafter und sympathischer Schlagersänger der alten Schule. Sein »Ciao Ciao Ciao«, auf italienisch und englisch vorgetragen, handelt davon, dass »Ciao« sowohl »Guten Tag« als auch »Auf Wiedersehen« heißt. Nach Jahrzehnten des Vergessens ist es nun endlich mit einem neuen deutschen Text versehen wurden und wird im September auf dem neuen Album eines leidlich bekannten deutschen Jazzschlager-Sängers erscheinen.«


    5) Der blaue Montag - Evelyn Künneke

    »Ist das die erste deutschsprachige Rock & Roll-Nummer? Naja... auf jeden Fall ist das ein früher Versuch, einen feschen R&B-Shuffle zu imitieren.
    Es spielt das Wiener Tanzorchester, dessen musikalische Köpfe in den 40er und frühen 50er Jahren nacheinander die beiden Klarinettisten und Sänger Horst Winter bzw. Erwin Halletz waren. Die Sängerin, Evelyn Künneke, war:
    1. Die Tochter des Operetten-Meisters Eduard Künneke,
    2. die langjährige Geliebte des genialen Schlagerkomponisten Michael Jary,
    3. die zeitweilige Sängerin des amerikanischen Stan Kenton Orchesters und
    4. seit den frühen 40er Jahren die Skandalnudel der deutschen Schlagergeschichte schlechthin.
    Ich kannte sie gut und fand ihre Geschichten und Anekdoten, ihre Witze und Zoten hinreißend. Manche wurden mit der Zeit immer besser...«

    6) Das Schiff geht in See heute Nacht - Bibi Johns & Gunnar Winckler
    »Ist wirklich noch irgendein armer Tropf der Meinung, es gäbe keinen wirklich guten Gesang im deutschen Schlager? Tssss... Die Schwedin Bibi Johns (ein Göttin - noch heute!) und der Däne Gunnar Winckler schenken uns hier die deutschsprachige Fassung eines Liedes, mit dem Winckler (samt seinem echten Vornamen Gustav) 1957 zusammen mit seiner dänischen Duett-Partnerin Birthe Wilke am Grand Prix Eurovision de la Chanson teilnahm und den dritten Platz erreichte. Vom ersten Ton der Bassklarinette an nimmt einen dieses Lied gefangen. Gunnar Winckler starb bereits 1979, aber Bibi Johns ist gesund und munter und residiert bei München, wo ich sie manchmal besuche. Dann unterhalten wir uns über Gott und die Welt - auch über unsere gemeinsame Tournee 2004, ein Höhepunkt meines anderen Lebens als Musiker.«


    7) Darling - Charly Green

    »Unter Schallplattensammlern ist die Frage ungeklärt, ob es den einen »Charly Green« wirklich gab. Zu verschieden klingen seine Platten, zu unterschiedlich ist das Musizier-Niveau. Hat da ein findiger französischer Impresario vielleicht einfach nur irgendwelche zusammengekauften Aufnahmen mit einem gemeinsamen Pseudonym versehen? Möglich... oder auch nicht. Keine Ahnung. Diese Platte, ein angenehmer Shuffle zwischen Madison und Ska, gehört für mich zu meinen großen Flohmarkt-Entdeckungen der 70er Jahre und ich bin heilfroh, dass sie jetzt auf »Down At The Ugly Men's Lunge Vol.1« wiederveröffentlicht wurde. Mein Exemplar war doch schon arg gebeutelt.«

    Foto: dpa