Schlangenbeschwörer

Bunt und klebrig bleiben uns die Gummisüßigkeiten aus unserer Kindheit in Erinnerung. Heute haben wir lieber Schlangen aus Gold.

Zu den Erlebnissen der Kindheit gehörte der unkontrollierte Erwerb von Gummisüßigkeiten. Der Schreibwarenfachkraft im örtlichen Laden mussten die gewünschten Produkte diktiert werden, in einer Art Funkcode: Zwei Mäuse, zwei Schlümpfe, zwei Frösche, eine Erdbeere, fünf saure Pommes und zehn Colaschlangen. Weg war die Mark! Zwar wollten die Händler fertige Tüten verkaufen, die waren aber stets verdächtig: zu viele Brausestäbchen, zu viel No-Name-Gummigetier. Die Beute musste weg sein, bevor Mama ihrer ansichtig werden konnte. Es war schließlich die Zeit, in der E-Zusatzstoffe als Endgegner identifiziert worden waren. Bei den Gummischlangen gab es zudem eine schaurig-schöne Verzehrstrategie: fast zur Gänze schlucken und dann wieder aus sich herausziehen. Pfui! Heute geht es nicht mehr um Schlangen aus Gummi, sondern aus Gold. Sie hängen auch nicht mehr im Schlund, sondern nur ums Handgelenk herum. Erwachsensein ist eben in vielerlei Hinsicht ein Kompromiss. 

Kurvenreich: Goldener Armreif aus der »Snakes«-Kollektion von Ole Lynggaard Copenhagen. Foto: Martin Flengel

Foto: Martin Fengel