Pflicht und Kürbis

Das orange Saisongewächs ist so allgegenwärtig, dass man der daraus gemachten Suppe quasi bis Weihnachten nicht entkommen kann.

Man frage mal Kinder: »Wie wächst der Kürbis?« Sie werden antworten: »Ey, der Kürbis wächst in großen Haufen an der Landstraße.« Recht haben sie. Die Höhe der Kürbishaufen am Straßenrand hat in den vergangenen zwanzig Jahren jedenfalls enorm zugenommen. Manche Landstraßen sind heute der reinste Hokkaido-Strich. Das ist rührend, weil es ein saisonales Happening geworden ist, im Kürbishaufen zu wühlen. Es hat aber leider auch zur Folge, dass man bis Weihnachten nonstop zum Kürbissuppe-Essen eingeladen wird. Andere saisonale Knaller wie Spargel oder Erdbeeren ziehen solche Anlässe leider nicht nach sich, nur der Kürbis. Das ist, weil niemand mit einem Hektoliter schnell pürierter Kürbissuppe allein bleiben möchte. Man muss diesen Brei dankbar schlürfen, sobald man nur zarte Kritik an der faden Ausgangsfrucht äußert, gibt's beleidigte Gesichter. Kürbis und Kürbiskoch müssen den ganzen Herbst mit feinsten Handschuhen angefasst werden, wie auch dieses bunte Bild beweist.

Foto: Jason Evans/We Folk