Unverblümt

Weil es im 19. Jahrhundert noch kein Internet gab, trägt die Dahlie heute zwei Namen. Wer es eine Spur exzentrischer mag, pflanzt in seinen Schrebergarten also einfach »Georginen«. 

Goethe zum Beispiel mochte Dahlien. Er nannte sie nur nicht so. An seine Christiane schickte er mal ein Paket Knollen und schrieb dazu: »Die übersendeten Georginen wünsche dereinst blühen zu sehn. Man versicherte mir, es seien schöne Sorten.« Der Begriff »Georgine« geht auf das Versehen eines Botanikprofessors zurück, der 1805 die Dahlie etwas voreilig neu benannte. Er war nämlich dem Irrtum erlegen, dass bereits eine andere Pflanzengattung »Dahlia« getauft worden wäre. Gott, es gab damals eben kein Onlineverzeichnis, übrigens auch kein Google. Konnte also passieren. Bis der Fehler korrigiert wurde, hatte sich der neue Begriff schon in ein paar Provinzen verbreitet. Die einen sagten fortan also Georginen, die anderen Dahlien, beide hatten recht. Goethe sowieso. Heute könnte man in den Blumenladen gehen und auf Georginen beharren, das wäre mal so richtig schön exzentrisch. Es genügt dafür allerdings auch, mit Schirm, Zylinder, Gartenharke und einem schönen Kleid im Garten zu stehen.

Foto: Jason Evans