27 Momente des Jahres

Es gibt Situationen, da wird im Kleinen das Große sichtbar, im eigenen Leben der Lauf der Welt. 27 solcher Augenblicke aus 2017 hat das SZ-Magazin gesammelt. Einer davon: ein Treffen mit Ingrid Steeger auf dem Höhepunkt der MeToo-Debatte. Die Schauspielerin hat selbst Schreckliches erlebt, wurde missbraucht und vergewaltigt. Wie blickt sie auf MeToo?

    Der G20-Gipfel, die Inauguration des US-Präsidenten, der Bundestagswahlkampf, das Karriereende von Usain Bolt – auf den ersten Blick haben die Ereignisse des Jahres 2017 kaum etwas mit dem eigenen Leben zu tun.

    Würde man die eigenen »Momente des Jahres« küren, wären diese eher privater, familiärer, beruflicher Natur. Doch betrachtet man dann jenes Kaleidoskop persönlicher Erlebnisse genauer, fällt auf: Es gibt manchmal eben doch Situationen, da wird im Kleinen das Große sichtbar, im Privaten der Lauf der Welt.

    Dieser Idee hat das SZ-Magazin seine letzte Ausgabe des Jahres gewidmet. Sie umfasst viele dieser kleinen großen Momente, auch ein Treffen eines Redakteurs mit Ingrid Steeger auf dem Höhepunkt der MeToo-Debatte.

    Meistgelesen diese Woche:

    Die heute 70-jährige Schauspielerin Ingrid Steeger am Rande eines Talkshowauftrittes 2012.

    Der 2017-Augenblick für unsere Autorin Michaela Haas war beispielsweise der Moment, als sie einen Städtetrip nach Washington storniert hat. Sie hatte der Amtseinführung des amerikanischen Präsidenten beiwohnen wollen, aber nach der US-Wahl war ihr Frust über das Ergebnis so groß gewesen, dass sie die Reise absagte.

    Der Moment des Jahres unseres Kollegen Julian Baumann war ein anderer: Der Fotograf, der einen deutschen und einen jamaikanischen Pass besitzt, stand auf einer Tartanbahn im Sommer Usain Bolt gegenüber – direkt nach dessen letztem Rennen der Karriere. Baumann gelang in diesem Augenblick ein unglaubliches Porträt des Läufers.

    Ein anderer Kollege, Florian Zinnecker, war just an jenem Wochenende in Hamburg auf Wohnungssuche, als G20-Demonstranten bestimmte Straßenzüge zu No-Go-Areas machten und Dutzende Autos in Brand steckten. Das Knirschen der Glassplitter unter seinen Schuhen war für die Zinnecker die Begrüßungsmusik seines neuen Lebensabschnitts.

    Auch der SZ-Magazin-Redakteur Lars Reichardt erzählt von seinem Moment 2017, einem Treffen mit Ingrid Steeger auf der Höhe der MeToo-Debatte. Die Schauspielerin wurde, wie sie der Öffentlichkeit schon vor einiger Zeit offenbart hatte, mehrmals in ihrem Leben missbraucht und vergewaltigt. Wie blickt eine, die so viel Demütigendes erleiden musste, auf den Weinstein-Skandal? Empfindet sie, heute 70, die Debatte über sexuelle Gewalt als überfällig? Fühlt sie späte Genugtuung? Oder ist sie verbittert, weil all das für sie zu spät kommt?

    Weinstein, MeToo und mein Treffen mit Ingrid Steeger

    Auf dem Höhepunkt der Debatte um sexuelle Gewalt traf unser Autor die Schauspielerin Ingrid Steeger, die selbst mehrfach missbraucht und vergewaltigt wurde. Ein beklemmender Abend.

    Foto: dpa, Getty Images / Peter Wafzig