Aus erster Hand

Spüren Sie auch so viel Tatendrang im neuen Jahr? Lassen Sie ihm freien Lauf – mit diesen sechs neuen Do-it-yourself-Projekten internationaler Topdesigner.

1. Wasserrakete von Kram/Weißhaar »H2One«

Was passiert mit einem Luftballon, den man aufbläst und loslässt? Klar, er fliegt ziemlich flott durch die Gegend. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert diese Wasserrakete aus zwei Ein-Liter-Plastikflaschen, gedacht für Kinder ab zwölf Jahren. Sie wird mit Wasser und Luft druckbetankt und mittels eines Riegels gestartet. Der entweichende Druck katapultiert sie nach oben. Und zwar weit. Nicht nur deshalb, sondern weil das Ganze auch eine ziemlich nasse Angelegenheit ist: Nur im Freien zum Abschuss bringen! Die Teile für die Rampe kann man mit einer Schablone selbst sägen oder in einem Maker Lab per Laser herauschneiden lassen. (Hier finden Sie die Anleitung: Teil 1 & Teil 2)

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Kosten: ca. 40 Euro
Zeit: ca. 6 Stunden

Kram/Weisshaar
wurde 2002 von Clemens Weisshaar und Reed Kram gegründet. Weisshaar leitet ein Büro in München, Kram eines in Stockholm. Die Designer entwerfen Objekte und Konzepte an der Schnittstelle von digitaler und physischer Welt: einen Esstisch, der Speisen kühlen oder warmhalten kann. Oder eine Fabrik, in der intelligente Roboter und 3-D-Drucker automatisch Dinge herstellen. Von der Flaschenrakete hatten beide schon als Kind geträumt.

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2. Wandaufbewahrung von Studio Greiling »Peggy«

Als Anregung zu dieser wandmontierten Aufbewahrungsplatte aus Holz diente Katrin Greiling der Wandorganizer »Uten.Silo« von Dorothee Becker für Vitra aus dem Jahr 1969. Peggy lässt sich mit all den Haken und Ablageflächen aus härtender bunter Knete vielfach einsetzen: in der Küche, über dem Schreibtisch, im Bad, in der Werkstatt, je nachdem, was aufgeräumt (und ausgestellt) werden soll. Der Zweck gibt das Layout vor. »Mein Ziel war es, ein Produkt zu kreieren, das leicht zu bauen ist, aber eigene Gestaltungsmöglichkeiten herausfordert«, sagt Greiling – »und dies, ohne jeglichen Abfall zu kreieren.« (Zur Anleitung)

Kosten: ca. 15 Euro
Zeit: ca. 2 Stunden


Katrin Greiling

wurde 1978 in München geboren. Sie absolvierte eine Schreinerausbildung, bevor sie Design in Stockholm studierte. Ihr 2005 in Stockholm gegründetes Studio für Gestaltung, Innenarchitektur und Fotografie verlegte sie 2014 nach Berlin. Greiling entwirft Möbel, Stoffe und Lampen und kuratiert Ausstellungen, zuletzt für den norwegischen Pavillon auf der Mailänder Möbelmesse. Seit 2017 lehrt sie Produktdesign an der HBK Saar in Saarbrücken.

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3. Schale von Anna von Schewen »Container«

Für diese Schale hat Anna von Schewen Techniken des Papierfaltens und des Webens miteinander kombiniert. Die Schale lässt sich aus Filz und Leder herstellen, aber auch aus Pappe oder einigen Seiten einer Tageszeitung. Sie besteht aus zwei übereinandergelegten Flächen, die mit einem Streifen fixiert werden. Das Prinzip ist so einfach, dass das Objekt an Artefakte aus der Urzeit des Menschen erinnert und auch handwerklich Unbegabte kaum vor Probleme stellen dürfte. Die gewählte Größe richtet sich nach dem Zweck. (Zur Anleitung)

Kosten: ca. 5 Euro
Zeit: ca. 5 Minuten

Anna von Schewen
wurde 1965 in Stockholm geboren und zählt zu den renommiertesten Designerinnen Schwedens. Bekannt wurde sie mit Möbeln, Textilien und Architekturprojekten für internationale Hersteller wie De Padova, Zanotta, String oder Arflex Japan. Ihre Entwürfe wurden mit zahlreichen Auszeichnungen prämiert, etwa mit dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland sowie dem Excellent Swedish Design Prize.

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4. Wandleuchte von Moritz Waldemeyer »UP.cycle«

Moritz Waldemeyer beweist mit seinem anspruchsvollen Entwurf, dass man das Rad tatsächlich neu erfinden kann: Er nimmt eine alte Fahrradfelge und verwandelt sie in einen kunstvollen Lampenschirm – mit buntem Heiligenschein. »Upcyclen bedeutet ja nicht nur, einem ausrangierten Alltagsgegenstand neues Leben einzuhauchen, sondern auch, ihn dadurch aufzuwerten«, sagt Waldemeyer. Durch die Speichenlöcher der Felge sind vielfarbige Bänder zu einem Muster verwoben – als Reminiszenz an ihr früheres Leben. (Zur Anleitung)

Kosten: ca. 120 Euro
Zeit: ca. 4 Stunden

Moritz Waldemeyer
wurde 1974 in Halle geboren. Heute ist er freischaffender Künstler und Designer mit Sitz in London. Er arbeitete für den Modedesigner Hussein Chalayan und für die Stararchitektin Zaha Hadid, bevor er 2004 sein eigenes Studio gründete. Bekannt wurde Waldemeyer mit Lichtobjekten und Lichtinstallationen für Popmusiker wie U2 und Rihanna sowie für Hersteller wie Ingo Maurer, Audi und Microsoft.

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5. Spiegelobjekt von Dimitri Bähler »Dots«

Der Schweizer Dimitri Bähler ließ sich für sein Projekt von der Struktur perforierter MDF-Platten anregen, die er in seinem Studio übrig hatte: »Ich kam schnell darauf, die Lochstruktur mit einem Spiegel zu kombinieren, und baute eine Box. Stellt man so eine Spiegelbox auf den Tisch, entsteht eine optische Täuschung: Die Box erscheint wie ein leerer Rahmen.« Man kann »Dots« – horizontal oder vertikal aufgestellt – durchaus als normalen Tisch- oder Schminkspiegel nutzen oder an die Wand hängen. Doch erst frei von jedem Zweck, als surrealistische Spielerei, entfaltet er seine ganze Magie. (Zur Anleitung)

Kosten: ca. 30 Euro
Zeit: ca. 1,5 Stunden


Dimitri Bähler

wurde 1988 in Moutier im Schweizer Kanton Bern geboren. Er studierte Industriedesign in Lausanne und Eindhoven. 2014 gründete er sein eigenes Designstudio in Biel, Schweiz. Bekannt machte ihn vor allem sein innovativer Umgang mit traditionellen Werkstoffen wie Keramik und Holz. Sein Produktportfolio umfasst Regale, Sitzmöbel, Leuchten und Wohnaccessoires für Hersteller wie Hay und USM.

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6. Hocker von Studio Erik Olovsson »St∞l«

2016 hat es sich Erik Olovsson zum Ritual gemacht, alle paar Tage aus übriggebliebenen Kanthölzern, die in seinem Studio herumlagen, einen Hocker zu bauen. »Es war wie eine tägliche Übung, jeder Hocker entwickelte sich aus dem vorherigen.« Olovsson experimentierte dabei mit unterschiedlichen Farben und Anordnungen der Hölzer. Für das SZ-Magazin hat er nun eine Basisversion aus Naturholz entworfen. Er ruft dazu auf, es ihm beim Nachbau gleichzutun und sich an Lackierungen oder unterschiedlichen Holzarten zu versuchen. (Zur Anleitung)

Kosten: ca. 80 Euro
Zeit: ca. 3 Stunden

Erik Olovsson
wurde 1982 in Uppsala geboren. Er war drei Jahre lang Kreativdirektor der Modemarke Acne, bevor er 2013 sein eigenes Studio in Stockholm gründete. Olovsson, ausgezeichnet mit diversen Design-Nachwuchspreisen, zeigt seine Arbeiten vor allem auf internationalen Designaustellungen. Seine Entwürfe für minimalistische Garderoben, surreale Vasen oder Aufbewahrungsmöbel sind über seine Webseite oder über Designgalerien wie Kreo erhältlich.

(Fotos – Porträts & Tools: Kram/Weißhaar; DK Images; Fotofinder; Dpa Picture Alliance; Vario Images; Stills Online; Matthias Ziegler; Studio Greiling; Magdalena Lepka; Anna von Schewen; Lea Novi; Knut Koivisto; Dimitri Bähler Studio; Anja Fonseka; Studio E.O.; Erik Wåhlström)

Fotos: Jonathan Mauloubier