Formsache

Was Armreife und Luftballons über eine Generation und seine Serien aussagen, weiß unser Kolumnist.

Sitzt und hat Luft: Goldener Armreif »Love Bracelet« von Cartier

Diese Installation erinnert mich an die Kinderserie Barbapapa, die in den 1970er-Jahren in Frankreich erfunden wurde. Sie drehte sich um eine Familie aus bunten und amorphen Trickfilmwesen, die relativ unknallige Abenteuer erlebte. Der Witz war, dass diese Farbklopse jede beliebige Form annehmen konnten. Wenn sie normal aufrecht standen, hatten sie aber alle etwa die Form einer Kalebasse. Rückblickend lässt sich sagen, dass eine ganze Generation auf diese Weise mit den Wirkungen von LSD vertraut gemacht wurde. Aber damals nahm man eben an, der kindliche Geist sei psychedelisch und esoterisch aufnahmebereit, die Serien und Spielzeuge konnten jedenfalls nicht wirr genug sein. Heutige Kinder hingegen treten schon mit fünf Jahren als knallharte Realisten auf. Sie würden auf diesem Foto womöglich kein lustiges Fabel-wesen mehr erkennen, sondern nur einen Luftballon und einen richtig krassen Armreif von Cartier.

Foto: Martin Fengel