Glänzende Ergebnisse

Luxus ist harte Arbeit. Bis ein Rohdiamant richtig rockt, arbeiten Profis 14 Monate daran. Röntgen, schneiden, polieren – aus dem sagenhaften Lesotho Promise wurden so 26 verschiedene Edelsteine.

Den Anfang machte ein Brocken. Golfballgroß, gräulich trüb, mit zackig scharfen Kanten. So wurde der Stein im August 2006 aus der Erde Afrikas geborgen. So sah ihn der britische Millionär und Diamantenhändler Laurence Graff: den »Lesotho Promise«, 603 Karat schwer, und damit der fünfzehntgrößte Rohdiamant, der je gefunden wurde; ein riesiger Klumpen aus reinem Kohlenstoff. Graff ersteigerte den nach seinem Fundort Lesotho benannten Stein für 12,4 Millionen Dollar und ließ sich anschließend vom Wirtschaftsmagazin Forbes als »King of Bling«, als König der Diamanten feiern.

Am Ende sind 26 geschliffene Edelsteine aus dem Brocken entstanden, die jetzt in einem Londoner Safe liegen und, so wünscht es sich Graff, am liebsten im Paket an einen Abnehmer verkauft werden sollen. Manche sehen aus wie Kandiszucker, andere wie Wassertropfen. Das amerikanische Institut für Gemmologie, also für Edelsteinkunde, hat die Diamanten als »D flawless« kategorisiert. Das heißt, ihre Farbe ist »hochfeinweiß plus« (D) und sie sind frei von Einsprengseln, also »lupenrein« (flawless) – die höchsten Auszeichnungen in der Edelsteinbestimmung.

Noch nie zuvor wurden 26 exzellente Steine wie diese aus nur einem Rohdiamanten gewonnen. Graff sagt, in der Diamantenbranche spreche man von einem »historischen Moment«.

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(Lesen Sie auf der nächsten Seite: Bei 50 Millionen Dollar kann man einen schwarzen Brocken Graphit verkraften)

Zwischen dem groben Brocken und den geschliffenen Diamanten lagen 14 Monate Arbeit in den hochgerüsteten Werkstätten Antwerpens. Zuerst ließ Graff den Stein von verschiedenen Seiten röntgen und die Aufnahmen wie bei einer Computertomografie zu einem dreidimensionalen Bild zusammensetzen.

Anschließend errechnete ein Computerprogramm das effizienteste Schnittmuster – ein enorm komplexes Verfahren, das vier Monate dauert. Erst dann wurde der Rohdiamant mit einem computergesteuerten Laser in 26 Teile zerschnitten. Im Gegensatz dazu ist das Schleifen eines Diamanten auch heute noch Handarbeit und verlangt Erfahrung, weil ein Stein beim Schleifen leicht zerbrechen kann.

Ohnehin geht beim Polieren viel Abrieb verloren. Von den ursprünglich 603 Karat (121 Gramm) des »Lesotho Promise« blieben am Ende 224 Karat (45 Gramm) verteilt auf die 26 Einzelsteine übrig – und ein schwarzer Brocken Graphit, der in der Mitte des Rohdiamanten zum Vorschein kam. Bei einem geschätzem Wert von 50 Millionen Dollar für die geschliffenen Steine ist das aber zu verkraften.

(Text); Graff (Foto)