B – Babyartischoken

April ist die Zeit für das beste Gemüse des Jahres: Artischocken, genauer Babyartischocken aus Italien. Schon Mitte März fand das erste der vielen Feste zu Ehren der Artischocke in Uri auf Sardinien statt, von 12. bis 14. April können Sie zur »Sagra del carciofo« nach Ladispoli bei Rom reisen, um ihr dort zu huldigen. Artischocken gelten als schwierig und – wie alles Schwierige – auch als erotisierend. Wahr ist, dass sie Bitterstoffe enthalten, die Galle und Leber anregen, den Fettstoffwechsel fördern und dem Körper beim Entgiften helfen. Was der Kümmel dem bayerischen Schweinebraten, das ist die Babyartischocke der toskanischen Lammschulter.

Große Artischocken werden oft gekocht und dann Blatt für Blatt ausgelutscht, kleine Artischocken können Sie fast ganz essen. Die Vorbereitung ist nicht schwer, aber der bittere Saft aus den angeschnittenen Artischocken oxidiert schnell an der Luft und färbt dann Frucht und Finger braun. Gegen Farbe und Geschmack an Fingern, Brett und Messer hilft nur schrubben, schrubben, schrubben – oder Gummihandschuhe. Köche verwenden meist Einweghandschuhe aus der Apotheke. Geschwindigkeit und Zitrone schützen Ihre Artischocken vor Verfärbung: Die oberen zwei Fünftel der Babyartischocken mit einem Sägemesser abschneiden. Zähe äußere Blätter mit einem kleinen gebogenen Messer entfernen. Die Stiele auf etwa 10 cm kürzen und schälen. Artischocken der Länge nach halbieren, so dass Sie mit einem Teelöffel das »Heu« herauskratzen können – bei ganz kleinen Artischocken ist das nicht nötig. Babyartischocken in Spalten schneiden, mit ein paar Tropfen Zitronensaft mischen. Sofort bei milder Hitze mit etwas Knoblauch, Rosmarin und Olivenöl knusprig braten – göttlich! Neben den Knospen vom Gemüsehändler können Sie in den nächsten Wochen auch Pflänzchen beim Gärtner kaufen. Wichtig, damit die mehrjährige Artischocke auch unter unseren Wetterbedingungen gut über den Winter kommen kann: Im Herbst die Pflanze bis zum Boden abschneiden und mit Stroh oder mit Blättern locker abdecken. Spätestens im zweiten Jahr dann beginnen Ihre Artischocken Knospen anzusetzen, die im Herbst lilafarben erblühen und intensiv duften. Jetzt stellt sich nur die Frage: essen oder ansehen?

RAW POWER!
Am gesündesten, zartesten und exklusivsten sind Babyartischocken roh. Putzen Sie für 4 Personen 1 Hand voll jungen Spinat oder Rucola. 2 EL Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett rösten, bis sie duften. Etwa 50 g festen ZiegenfrischkÄse zerbröseln. Bereiten Sie je nach Größe 4–8 Babyartischocken wie oben beschrieben vor, schneiden Sie sie aber nicht in Spalten, sondern der Länge nach in hauchdünne Scheibchen. 1 TL Zitronensaft zugeben, Babyartischocken und die anderen Zutaten mischen, mit Salz und Pfeffer würzen und mit 5 EL OlivenÖl beträufeln. Sofort servieren.